576 Frankreich. (Dezember 24. 26.)
türkischer Papiere Serbien bestimmte, daß es an der äußeren türkischen
Schuld teilhabe. Er werde nicht verfehlen, auch von den übrigen Balkan-
staaten zu verlangen, daß sie die gleiche Verpflichtung unterschreiben.
Doumergue erklärte sodann, daß Frankreich als Entgelt für die Zölle und
Steuern, die zu erheben es der Pforte gestatten könne, von der Türkei be-
stimmte Vorteile für die französischen Kaufleute und Industriellen erhalten
habe. Die französische Industrie werde bedeutende Bestellungen erhalten.
Frankreich habe die Zusage erhalten, ein großes Eisenbahnnetz in Nord-
anatolien, Armenien und Syrien zu bauen. Dazu kämen noch der Bau
und Betrieb der Häfen von Jaffa, Kaiffa, Tripolis in Syrien, Heraclea
und Ineboli. Bei den Balkanstaaten bestand die französische Divlomatie auf
Vorteilen für unsern Handel und unsere Industrie. Ich zweifle nicht, daß
von Serbien große Bestellungen bei französischen Industriellen gemacht
werden dürften. Griechenland hat während des Krieges eine große Zahl
Bestellungen gemacht. Die Regierung wird ihre Hand dazu bieten, daß
dieser Markt unserer Industrie offen bleibt. Das Vorgehen unserer Gesandt-
schaft wird unterstützt werden durch den Einfluß, den unsere Militärkommission
gewonnen hat. Frankreich habe um so lieber an der Designierung des
Prinzen zu Wied teilgenommen, als es hierbei eine Gelegenheit gefunden
habe, die nützliche Rolle anzuerkennen, welche die rumänische Nation gespielt
habe als Faktor des Gleichgewichts unter den Balkanvölkern und als
Friedensstifter in dem letzten Konflikte. Der aufrichtige gegenseitige Wunsch
nach engeren Beziehungen hat sich kundgegeben und der jüngst an unsere
Industrie ergangene Ruf, sich für große Bestellungen bereit zu halten, läßt
uns schöne Ergebnisse erhoffen. Der Ministerpräsident erklärte sodann, er
werde die Bemühungen Rußlands unterstützen, in den armenischen Provinzen
die Ordnung und die Achtung der Rechte aller herzustellen. Die Regierung
wird fortfahren, an einer friedlichen Lösung dieser Aufgaben zu arbeiten.
24. Dezember. Ein im russischen Interesse aufgestiegener ballon
(essai über die deutsche Militärmission in der Türkei.
Nach „Echo de Paris"“ ist angeblich folgende Lösung der nach ihm
noch bestehenden russisch-deutschen oder russisch-türkischen Schwierigkeit wegen
der deutschen Militärabordnung in Aussicht genommen. General Liman
v. Sanders und seine Mitarbeiter würden die ihnen zugeteilte Aufgabe mit
der Einschränkung erfüllen, daß sie weder Polizeigewalt noch Befehlshaber-
rechte in den Befestigungen der Meerengen ausüben. Dafür würden die
übrigen Mächte und namentlich diejenigen, die im Schwarzen Meer Inter-
essen haben, folgende Zusicherungen erhalten:
1. Die Türkei würde unbedingt und unwiderruflich die Handels-
freiheit der Meerengen verbürgen und selbst im Kriegsfalle keine schwim-
menden Minen anbringen.
2. Die deutsche Reichsregierung würde erklären, daß die Offiziers-
abordnung sofort das türkische Gebiet verlassen würde, wenn zwischen der
Türkei und einer europäischen Macht der Kriegszustand eintreten sollte.
26. Dezember. (Senat.) Die Etatsüberschreitungen für Kasernen-
bauten.
Der frühere Kriegsminister Etienne hat die für die Kasernenbauten
bewilligten Kredite in so hohem Maß überschritten, daß sein Nachfolger
Noulens sich in der Finanzkommission zu folgender Erklärung gezwungen
sah: „Die Fortsetzung der Kasernenbauten kann aus Rücksichten der Hygiene
und der Landesverteidigung keinen Aufschub erleiden. Ich setze diese Ar-
beiten fort, ohne über die erforderlichen Deckungskredite zu verfügen. Indem