Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

582 Stalien. (April 1.—Juni 3.) 
1. April. (Rom.) Der Chef der provisorischen Regierung Al- 
baniens, Ismail Kemal, begleitet von zwei Beiräten und dem jungen 
Herzog von Montpensier, der als Anwärter auf den albanischen 
Thron gilt, trifft ein, um über die innere Konstituierung Albaniens 
mit dem italienischen Ministerium zu beraten und sodann nach Wien 
und London weiter zu reisen. 
5. April. Nach der letzten Liste der im italienisch-türkischen 
Kriege gefallenen Italiener beziffert sich der italienische Gesamt- 
verlust auf 92 Offiziere und 1391 Mann. 
24. April. (Kammer.) Besprechung des Etats des Schatzamts. 
Minister Tedesco hob hervor, daß das Budget des laufenden 
Jahres eine Vermehrung der Einnahmen um 85 Millionen Lire gegenüber 
dem Vorjahr in Aussicht stelle und 10 Millionen mehr als die durch- 
schnittliche Steigerung der Einnahmen während der letzten fünf Rechnungs- 
jahre betrage. Man könne infolgedessen den Ueberschuß des laufenden 
Budgets mit ungefähr 60 Millionen für das Rechnungsjahr 1913.·14 ein- 
stellen. Wenn man alle Verpflichtungen in Rechnung ziehe, die dem Lande 
aus bereits genehmigten oder noch anzunehmenden Vorlagen erwachsen 
würden, könnte der Ueberschuß auf 50 Millionen oder etwas mehr geschätzt 
werden. Die Sparkraft der Nation habe in einem Jahre 900 Millionen 
Staatspapiere ausgenommen und damit die finanzielle Selbständigkeit des 
Landes in einer Weise gesichert, die auch über die Grenzen Italiens hinaus 
Bewunderung hervorgerufen habe. 
24. April. (Castellamare di Stabia.) In Gegenwart des 
Königspaares ist der sechste Dreadnought „Duilio“ vom Stapel 
gelaufen. 
30. April. Die parlamentarische Kommission, die zur Unter- 
suchung der beim Bau des Justizpalastes in Rom vorgekommenen 
Unregelmäßigkeiten gebildet war, hat den Bureaus des Senats und 
der Kammer ihren Bericht vorgelegt. 
Die Schlußfolgerungen dieses Berichtes betonen, daß strafrechtliche 
Verantwortlichkeit wegen Bestechung von seiten der Bauunternehmer vor- 
liegt, namentlich bei der Firma Borelli. Moralische, mehr oder weniger 
schwere Verantwortlichkeit trifft die Deputierten Guarracino, Abignente, 
Brunialti, Mosca, Tommaso, die früheren Deputierten Brunicardi und 
Poli sowie einige Staatsbeamte. Politische, mehr oder weniger schwere Ver- 
antwortlichkeit tragen die früheren Minister Ferraris, Luigi, Branca, Lacava, 
Zanardelli, der frühere Unterstaatssekretär Pozzi und der Deputierte Luzzatto. 
3. Juni. (Kammer.) Nach längerer Debatte über die Miß- 
stände beim Bau des Justizpalastes wird unter Zustimmung der 
Regierung eine Tagesordnung Sonnino mit einem Amendement 
Berenini beschlossen, welche die Kommissionsbeschlüsse zur Kenntnis 
nimmt und billigt, die Akten den Justizbehörden überweist und die 
Regierung um Maßnahmen ersucht, die Ausgaben für öffentliche 
Arbeiten im Rahmen der Parlamentsbeschlüsse zu halten.
	        
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