Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

IStalien. (Juni 4.—September 29.) 583 
4. Juni. Infolge des Kammerbeschlusses über den Justiz- 
palastskandal haben die Deputierten Luzzatto und Mosca ihr Mandat 
niedergelegt. 
4. Juli. Das Budget für 1912/13, das mit dem 30. Juni 
schließt, weist einen überschuß von 98 Millionen auf, obwohl das 
ordentliche Budget bis 30. Juni 228 Millionen für den libyschen 
Krieg zu decken hatte. 
26. Juli. über die Friedensaussichten auf der Balkanhalbinsel. 
In einer Besprechung der politischen Lage schreibt die „Tribuna"“: 
„Die Lage hat sich in den letzten Stunden in ziemlich befriedigender Weise 
aufgeklärt. Es liegen sehr wichtige Erklärungen des russischen Minister- 
präsidenten Kokowzow gegenüber dem Petersburger Korrespondenten der 
„Tribuna“ vor. Diese Erklärungen versichern, daß die Schwarzemeerflotte 
keine Sonderkundgebung vor Konstantinopel unternehmen wird, und daß 
Rußland keineswegs gesonnen sei, in Armenien einzurücken, ferner daß die 
russische Regierung an dem Gedanken festhält, daß eventuelle Aktionen gegen 
die Türkei von allen Mächten gemeinsam beschlossen und ausgeführt werden 
müssen. Eine andere sehr wichtige neue Tatsache ist der bestimmte Befehl 
der Regierung in Bukarest an die Armee, den Vormarsch einzustellen. Außer- 
dem wird am 28. Juli in Bukarest die Konferenz zusammentreten. Wenn 
der Druck, den Italien und Oesterreich--Ungarn auf die Regierungen in 
Belgrad und Athen ausüben, zum Ziele führt, und wenn Serbien sich ent- 
schließt, seine Vertreter zu der Konferenz zu senden, so kann man hoffen, 
daß dieser Krieg unter den Balkanstaaten endlich endgültig abgeschlossen 
werden wird zur allgemeinen Befriedigung und zur Erleichterung für Europa."“ 
21. September. (Treviso, Venetien.) General Tomaso Salsa, 
der sich im Verlauf des tripolitanischen Krieges mehrfach hervor- 
getan hatte, f. 56 Jahre alt. 
29. September. Durch einen Erlaß des Königs wird die 
Kammer aufgelöst, als Tag der Neuwahlen der 26. Oktober be- 
stimmt und der Zusammentritt des neuen Parlaments auf den 
27. November festgesetzt. 
29. September. Darlegung der Gründe für die Auflösung der 
Kammer durch eine offizielle Denkschrift über die politische Lage 
und den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes. 
„Das neue Wahlgesetz bringt die Notwendigkeit allgemeiner 
Wahlen mit sich, damit die Kammer zur Vertreterin aller Bürger werde. 
Die neuen Listen gewähren 8672249 Bürgern das Wahlrecht, was eine 
Vermehrung um 5353249 bedeutet. Da das neue Gesetz den Abgeordneten 
eine billige Entschädigung gewährt, versetzt es die Wählerschaft in die Lage, 
ihre Vertreter auch unter denen zu wählen, die nicht die Mittel besitzen, 
ihre mit der Ausübung des Mandats zusammenhängenden Ausgaben zu 
bestreiten.“ Es werden dann die wichtigsten Reformgesetze angeführt, 
so die neue Strafprozeßordnung, die Justizverfassung, sowie zahlreiche 
Gesetze über öffentliche Arbeiten. 
Hervorgehoben werden namentlich drei Reformen, die einen politischen 
und sozialen Charakter haben: „Das Gesetz über den Volksschulunter-
	        
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