Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Riederlande. (Februar 6. — August 28.) 601 
5. Februar. Die Regierung legt einen Gesetzentwurf vor, der 
das geltende allgemeine Wahlrecht durch eine andere Fassung des 
g 80 der Verfassung beseitigen soll. 
Der Vorschlag besagt: Die Mitglieder der zweiten Kammer werden 
von den männlichen Eingesessenen, die Niederländer sind, das Alter von 
25 Jahren erreicht haben und Haupt einer Familie sind, oder, ohne Familien- 
haupt zu sein, als wirtschaftlich selbständige Person auftreten, direkt gewählt. 
Das Wahlgesetz wird die näheren Bestimmungen bringen. Für Militärs 
unter dem Range eines Offiziers wird das Wahlrecht für die Zeit sfuspen- 
diert, wo sie unter den Waffen stehen. Vom Wahlrecht ausgeschlossen werden 
die vom Gericht verurteilten Personen, Irrsinnige und aus der Armenkasse 
unterstützte Personen. 
7. März. (Kammer.) Die Gesetzesvorlage betr. die obliga- 
torische Invaliditäts= und Altersversicherung der Arbeiter wird 
mit 54 Stimmen der Rechten gegen 35 Stimmen der Linken an- 
genommen. 
23. April. (Kammer.) Allgemeine Beratung über den Gesetz- 
entwurf, der Mittel zur Verstärkung der Küstenverteidigung fordert. 
Die Regierung schlägt den Bau eines Forts bei Vlissingen vor, dessen 
Kosten auf 5630000 Gulden geschätzt werden, ferner die Verstärkung der 
Artillerie in den bestehenden Forts von Hoek van Holland, Ymuiden und 
Harssen, deren Kosten auf 730000 Gulden geschätzt werden, und den Aus- 
bau des Forts Kykduin, der auf 476000 Gulden veranschlagt ist. 
17. Juni. Wahlen zur Zweiten Kammer. 
41 Mitglieder der Rechten und 12 Mitglieder der Linken wurden 
gewählt. Die gewählte Rechte setzt sich aus 24 Katholiken, 10 Antirevo- 
lutionären und 7 Christlich-Historischen, die Linke aus 9 Liberalen, 2 Demo- 
kraten und 1 Sozialdemokraten zusammen. 47 Stichwahlen sind erforderlich, 
an denen 5 Katholiken, 23 Antirevolutionäre, 11 Christlich-Historische, 
24 Liberale, 10 Demokraten und 21 Sozialdemokraten beteiligt sind. 
Ende Juli. Die Bemühungen des demokratischen Abgeordneten 
Dr. Bos, das neue Kabinett zu bilden, sind an der Weigerung der 
Sozialdemokraten, an einem aus allen Parteien der Linken zu- 
sammengesetzten Ministerium teilzunehmen, gescheitert. 
2. August. Die Königin empfing im Schlosse der Königin- 
Mutter in Soestdijk den Staatsrat Cort van der Linden und be- 
auftragte ihn mit der Bildung eines außerparlamentarischen Ka- 
binetts. 
25. August. Das neue liberale Kabinett. 
Auswärtiges Loudon, Gesandter in Washington, Justiz Ort, Inneres 
und Vorsitz im Kabinett Cort van der Linden, Marine Rambonnet, Finanzen 
Bertling, Oeffentliche Arbeiten Lely, ehemaliger Ackerbauminister, Handel 
bKrosefter Treub, ehemaliger Deputierter, Kolonien Pleyte, ehemaliger Advokat 
in Indien. 
W. August. (Haag.) Einweihung des Friedenspalastes am
	        
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