Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Jürkei. (Januar 30.—Februar 3.) 631 
Interesse Europas gelegene Angelegenheit betrachtet. Die Kaiserliche Re- 
gierung ist überzeugt, daß die Mächte im Geiste der Gerechtigkeit und 
Billigkeit wohlgeneigt sein werden, anzuerkennen, wie groß die Opfer sind, 
die die Regierung zu bringen bereits zugestimmt hat, und zuzugeben, daß 
die Pforte im Recht sei, wenn sie alle neuen Forderungen zurückweist, die 
von den Verbündeten erhoben werden könnten. Die Pforte nimmt mit 
wahrer Befriedigung Akt von den wohlwollenden Dispositionen der Mächte 
und von ihren Versprechungen, der türkischen Regierung ihre moralische 
und materielle Hilfe zu leihen, damit sie in die Lage versetzt werde, die 
Schäden des Krieges zu heilen und die natürlichen Quellen des Reiches 
für diese nutzbar zu machen. Für diesen Behuf ist es unerläßlich, daß die 
Mächte der Türkei schon jetzt das Recht zugestehen, in voller Freiheit einen 
autonomen Zolltarif einzuführen, ferner auf den Prinzipien des modernen 
Rechts beruhende Handelsverträge abzuschließen, endlich die fremden Staats- 
angehörigen dem ottomanischen Steuergesetz zu unterwerfen, dem die tür- 
kischen Untertanen unterworfen sind und sein werden, und daß die Mächte 
inzwischen einer vierprozentigen Erhöhung der Zölle zustimmen. Für nicht 
weniger unerläßlich hält es die Pforte, daß die ausländischen Postanstalten 
unter Bedingungen ausfgehoben werden, die leicht festzusetzen wären in dem 
Sinne, daß dem Handel alle Garantien für die notwendige Schnelligkeit 
und Sicherheit des Postverkehrs gegeben werden. Die Pforte ist weiter der 
Ansicht, daß eine Erklärung der Mächte, in der sie ihren Wunsch zu er- 
kennen geben, dem Regiment der Kapitulationen in der Türkei ein Ende 
zu machen, notwendig ist, ferner die Eröffnung von Verhandlungen nach 
dem Abschluß des Friedens, um gemeinsam zur Durchführung dieses Zieles 
geeignete Mittel zu studieren, und zusammen mit den früher ausgestellten 
wirtschaftlichen Maßnahmen eine Gemeinsamkeit von Maßregeln zu finden, 
die die Durchführung der von den Mächten in ihrer Note gemachten Ver- 
sprechungen ermöglichen.“ 
30. Januar. Ablauf des Waffenstillstandes um 7 Uhr abends 
infolge der Kündigung des Balkanbundes. 
31. Januar. Der Kreuzer „Hamidije“ vernichtet auf der Heim- 
fahrt vom Suezkanal bei Astropalia drei griechische Truppenschiffe. 
31. Januar. Izzet Pascha wird zum Oberstkommandierenden 
der gesamten Armee ernannt. 
1. Februar. Italien verlangt, daß entsprechend dem Friedens- 
vertrage von Lausanne die Cyrenaika von den dort noch befindlichen 
türkischen Truppen geräumt werde, auf daß die noch von den Ita- 
lienern besetzten Inseln der Türkei zurückgegeben werden können. 
2. Februar. (Konstantinopel.) Die in Adrianopel resi- 
dierenden Konsuln der Mächte übersandten ihren Botschaftern eine 
Kollektivdepesche; sie ersuchen darin um die Errichtung einer neu- 
tralen Zone, in die sich die in Adrianopel ansässigen Fremden im 
Falle einer erneuten Beschießung begeben könnten, oder um die 
Anweisung von Geldmitteln, die den Fremden die Abreise ermög- 
lichen würden. 
3. Februar. Der Scheich ul Islam hat an die geistlichen Be-
	        
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