Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Türkei. Februar (11.—24.) 633 
der revolutionären bulgarischen Organisation angehören oder der 
Teilnahme daran verdächtig find. 
11. Februar. (Konstantinopel.) Als auf dem russischen 
Kreuzer „Kagul“ Geschützexerzieren stattfand, ging plötzlich ein scharf- 
geladenes 8½/8-Zentimeter-Geschütz los. 
Das Geschoß beschädigte die Sultansjacht „Stambul“ am Bug und 
schlug dann in der vom Sultan meist am Freitag besuchten Walide-Moschee 
ein. Es fiel schließlich im Garten des Sultanspalastes von Dolmabagtsche 
nieder. 
13. Februar. Die Regierung hat abermals die Anregung, ein 
Moratorium zu bewilligen, abgelehnt, da die ökonomische und finan- 
zielle Lage eine solche Maßregel nicht rechtfertigt. 
15. Februar. (Kreta.) In Canea ließ der Kommandant des 
in der Sudabai liegenden englischen Kriegsschiffes „Darmouth“ die 
Flaggen der vier Schutzmächte und der Türkei einziehen und dafür 
griechische Flaggen hissen. 
17. Februar. (Konstantinopel.) Das Amtsblatt veröffent- 
licht ein provisorisches Gesetz, wodurch die Regierung ermächtigt 
wird, die am 14. Februar in den Kassen des Finanzministeriums 
hier und in den Provinzen befindlichen Gelddepots in Form einer 
Anleihe zu entnehmen. 
17. Februar. (Konstantinopel.) Ein Brand legte mehr als 
200 Häuser des Stadtviertels Sultan Ahmed in Asche. 
18. Februar. (Gallipoli.) Die Türken nahmen bei Scharköj 
(im Rücken der vor Bulair stehenden Bulgaren) eine neue Lan- 
dung vor. 
19. Februar. Enver Bey ist zum Generalstabschef des auf 
Gallipoli operierenden 10. Armeekorps und der frühere Marine- 
minister Hurschid Pascha zum Kommandanten von Gallipoli er- 
nannt worden. 
24. Februar. Französische Forderungen. 
1. Erlaß eines Firmans, wodurch die Eröffnung von gewissen 
französischen Schulen und anderen französischen Anstalten gestattet wird 
und diese Schulen mit den öffentlichen türkischen Schulen gleichgestellt 
werden. 2. Französische Staatsangehörige und Schützlinge dürfen im Falle 
einer strafrechtlichen Verfolgung nur im Konsulargefängnis in Unter- 
suchungshaft gehalten werden. 3. Die Tunesier und Marokkaner müssen 
als französische Schützlinge anerkannt werden. Ferner verlangt Frankreich 
in Armenien die endgültige Konzession für die Bahnlinie Samsun—Diarbekr 
und deren Verlängerung bis Trapezunt und weiter in Syrien die Ver- 
längerung des Bahnnetzes Damaskus—Hama in der Richtung auf Jerusalem. 
Schließlich forderte Frankreich Konzessionen für die Hafenbauten in Inebolie 
und in Eregli am Schwarzen Meere sowie in Tripolis, Haifa und Jaffa in 
Syrien.
	        
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