Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

634 Tũrkei. (Februar 26. — April 24.) 
25. Februar. (Konstantinopel.) In Moscheen und moham- 
medanischen Theologieschulen wurden Aufrufe gefunden, in welchen 
das Kabinett wegen der Fortsetzung des Krieges getadelt und die 
Politik des früheren Kabinetts als richtig bezeichnet wird. Der 
Aufruf betont, daß, da die europäische Türkei nicht mehr zu halten 
sei, es unnütz wäre, Söhne Albaniens dafür zu opfern. 
20. März. (Jaffa.) Prinz Joachim von Preußen ist inkognito 
unter dem Namen eines Grafen Geldern eingetroffen und nach Jeru- 
salem weitergereist. 
21. März. Die Engländer schifften 300 bewaffnete Matrosen 
in Lahatz im Golf von Bassora aus. Die Pforte erhob gegen diese 
Landung energischen Protest in London. 
26. März. (Adrianopel.) Schukri Pascha hat sich um 2 Uhr 
nachmittags dem General Iwanow ergeben. 
31. März. Friedensvermittelung. 
Die Note der Mächte hat folgenden Wortlaut: „Die unterzeichneten 
Botschafter haben die Ehre, der Kaiserlich ottomanischen Regierung zur 
Kenntnis zu bringen, daß die Mächte, deren Vermittlung die Türkei an- 
genommen hat, sich geeinigt haben, den kriegführenden Staaten folgende 
Grundlagen für die Friedenspräliminarien vorzuschlagen: 1. Die Grenze 
des ottomanischen Reiches in Europa wird einer geraden Linie solgen, die 
zwischen Enos und Midia gezogen wird. Alle westlich dieser liegenden 
Gebiete werden von der Türkei an die Verbündeten abgetreten, mit Aus- 
nahme von Albanien, dessen Abgrenzung dem Verfassungssystem und der 
Bestimmung der Mächte vorbehalten bleibt. 2. Die Regelung der Frage 
der Inseln des Aegäischen Meeres wird der Entscheidung der Mächte über- 
lassen. 3. Die Türkei spricht ihr vollständiges Desinteressement an Kreta 
aus. 4. Die Mächte können sich dem Verlangen einer Kriegsentschädigung 
nicht geneigt zeigen, räumen aber den kriegführenden Staaten das Recht 
ein, an den Beratungen der in Paris zusammentretenden internationalen 
Kommission teilzunehmen, welche die gerechte Beteiligung der verbündeten 
Staaten an der ottomanischen Staatsschuld und den finanziellen Lasten 
der Gebiete zu regeln hätte, die ihnen zufallen. Mit der Annahme dieser 
Friedenspräliminargrundlagen werden die Feindseligkeiten ihr Ende zu 
finden haben.“ 
12. April. (Albanien.) Die Mächte der Tripleentente haben 
die Kandidatur des Prinzen Wilhelm von Schweden für den Thron 
Albaniens vorgeschlagen. 
W3. April. Der Fall von Skutari. 
Die türkische Garnison Skutaris kapitulierte mit allen Ehren unter 
Bewilligung des freien Abzugs mit Waffen und Geschützen. Essad Pascha 
ist mit den Truppen in der Richtung auf Tirana abgezogen. 
24. April. Die Pforte hat der türkischen Flotte den Befehl 
erteilt, die Transportschiffe, welche serbische Truppen aus Albanien 
nach Saloniki befördern, nicht anzugreifen.
	        
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