Hulserien. (Juli 26.—September 19.) 651
Nachbarn intime und herzliche Beziehungen zu unterhalten. Wir möchten
demgemäß erklären, daß unser Einvernehmen mit Rumänien auf gutem
Wege ist. Nachdem die Regierung mit Rumänien Verhandlungen eingeleitet
hat, tritt sie nunmehr mit Serbien und Griechenland in Verhandlungen
ein. Auf Einladung der russischen Regierung haben wir zwei Delegierte
entsandt, welche die Friedensverhandlungen beginnen werden. Wir sind von
dem Wunsche des Kabinetts in Bukarest verständigt, durch einen Gesandten
an den Verhandlungen über den allgemeinen Frieden auf dem Balkan teil-
zunehmen, worüber wir unsere vollkommene Befriedigung aussprechen, da
wir Grund haben zu glauben, daß Rumänien, erfüllt von dem Bewußtsein
der Notwendigkeit, eine dauernde Lage auf der Balkanhalbinsel herzustellen,
im Geiste der Versöhnung und Unparteilichkeit vorgehen werde. Während
sich einerseits Aussichten auf den von der ganzen Welt heißersehnten Frieden
eröffnen, mußten wir anderseits mit Bedauern feststellen, daß die serbischen
und die griechischen Truppen ihre Angriffe gegen unsere Linien erneuern.
26. Juli. Verhandlungen mit Rumänien in Bukarest.
Friedensdelegierte: Finanzminister Tontschew, der Chef des General=
stabes General Fitschew, der frühere Vizepräsident der Sobranje Sava
Jvantschew, der Publizist Rachew und der Oberstleutnant Stanschew.
29. Juli. Die Regierung hat Rumänien ersucht, Widin zu
besetzen, um die Bevölkerung gegenüber eventuellen Racheakten der
serbischen Truppen zu schützen.
11. August. Aus dem Tagesbefehl des Königs:
„Soldaten! In dem Augenblick, wo Ihr an den heimatlichen Herd
hättet zurückkehren sollen, traf uns ein neuer Schlag. Unsere Verbündeten,
mit welchen wir ganz bestimmte Verträge hatten, verrieten uns und wollten
uns das entreißen, was durch das Blut von Zehntausenden von Helden
erkauft war. Entrüstet über diesen Verrat konnte die ganze bulgarische
Nation vom Haupt des Staates bis zu dem letzten Bauer und Arbeiter
diese Beraubung hinnehmen. Kein vaterlandsliebender Bulgare hätte frei-
willig und kampflos auf Monastir, Ochrida, Dibra, Perlepe, Saloniki,
Serres und andere bulgarische Gebiete verzichtet, wo unsere Blutsbrüder
leben. Herausgefordert von unseren alten Verbündeten, mußten wir wider
Willen einen schweren Kampf von neuem beginnen. Er wäre von Erfolg
gekrönt gewesen, wenn nicht eine Reihe unvorhergesehener politischer Zwischen-
fälle unsere Kraft gelähmt hätte. Von allen Seiten bedrängt, sahen wir
uns gezwungen, den Frieden von Bukarest zu unterzeichnen, da unser Vater-
land nicht imstande war, mit allen seinen fünf Nachbarn zu kämpfen, ohne
Gefahr zu laufen, alles zu verlieren. Erschöpft und ermüdet, aber nicht be-
siegt, mußten wir unsere glorreichen Fahnen für bessere Tage zusammenfalten.“
1. September. Die Regierung gibt amtlich bekannt, daß sie
direkte Verhandlungen mit der Türkei führen wird.
12. September. Der König unterzeichnete einen Ukas, durch
den General Radko Dimetriew zum Gesandten in Petersburg er-
nannt wird.
19. September. Friedensbedingungen mit der Türkei.
Die türkisch-bulgarische Grenze beginnt bei Stjanna an der Mün-
dung der Resvaja, geht zehn Kilometer bis Malko Ternowo, steigt danach
zur alten bulgarischen Grenze in Kailibar auf und folgt ihr bis Sondjak.