Bulgarien. (Oltober 7.—November 2.) 653
hafter Freundschaft zu schaffen. Auf dieser festen Grundlage können wir
die Wohlfahrt und Fortschritte beider Länder und einen gedeihlichen Frieden
anbahnen.“
7. Oktober. (Sofia.) Mehrere Blätter kritifieren lebhaft den
Rechtfertigungsversuch, den Danew in seinem Parteiblatte „Bolgaria"
unternommen hat.
Danew habe keineswegs vermocht, seine eigene Unschuld nach-
uweisen oder einen anderen als Schuldtragenden anzugeben. Die Kata-
bKrophe für Bulgarien sei nicht eine Folge des Kriegsausbruchs, sondern
rühre daher, daß Danew, wie er selbst zugesteht, verabsäumt hat, durch
Befriedigung Rumäniens und der Türkei für eine Rückendeckung Bulgariens
zu sorgen. Ganz haltlos sei auch die Erklärung Danews, er habe zwar
gewußt, daß Serbien Kriegsabsichten gegen Bulgarien hege, habe aber selbst
den Krieg vermeiden wollen, denn unter solchen Umständen wäre er erst
recht verpflichtet gewesen, sich nach Rückendeckung umzusehen.
8. Oktober. (Sofia.) Vor dem Kriegsgericht hat sich Oberst
Petew, der Kommandant der ersten Brigade der Sofioter Division,
zu verantworten.
Er ist angeklagt, am 14. Juli d. Is. bei dem Rückzug seiner Bri-
gade aus den Stellungen bei Negowan und Lahana die Brigade verlassen
und als erster die Flucht ergriffen zu haben.
11. Oktober. Ein Teil der Partei Danews hat sich von ihrem
Führer losgelöst und sich unter dem Namen „Progressiv-radikale
Partei“ konstituiert.
14. Oktober. (Sofia.) Kronprinz Boris hat den Verteidiger
von Adrianopel Schükri Pascha sowie den General Dschawer Pascha,
die beide bisher Kriegsgefangene in Sofia waren, in Audienz emp-
fangen.
25. Oktober. Gümüldschina und Kanthi wurden ohne Wider-
stand besetzt.
29. Oktober. Aus dem regierungs= und königsoffiziösen „Echo
de Bulgarie"“:
„Es vervielfältigen sich die Stimmen der öffentlichen Meinung, die
hinweisen auf den Anschlag gegen die Menschlichkeit sowie gegen die heiligsten
Rechte der Völker, die aus der Amtsgewalt eines strengen, aber duldsamen
Herren durch die Politik überantwortet wurden einer Herrschaft der gewissen-
losen Unterdrückung .. Mit einem Schlage sieht sie (die bulgarische Be-
völkerung Mazedoniens) sich aller der Rechte beraubt, die sie durch gewaltige
Anstrengungen erworben hatte und die von den Türken sogar in Augenblicken
der Verfolgung respektiert worden sind . So haben die Serben und Grie-
chen, die nun die Herren Mazedoniens geworden sind, den Bulgaren, die dort
wohnen, die Rechte entrissen, welche selbst die Türken geachtet haben
Die konfessionelle Unduldsamkeit, gepaart mit politischer Unterdrückung, hält
das unglückliche Land in einem überaus gefährlichen Gemütszustand.“
2. November. (Sofia.) Die Progressistenpartei Dr. Danews
hielt ihren Parteikongreß ab, wobei Dr. Danew in längerer Rede