Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Rmirnien. (August 1.—10.) 659 
1. August. (Bukarest.) Friedensbedingungen. 
Auf der Konferenz der bulgarischen Delegation und aller Delegationen 
der Verbündeten wurde im Namen der Verbündeten ein Schriftstück ver- 
lesen, das folgende Forderungen der Verbündeten enthält: Erstens: Die 
Verbündeten verlangen als Grenze den Lauf der Struma, beginnend an 
der alten bulgarisch-türkischen Grenze, bis zum Sarbdere, von dort auf 
Kuppe 1314 des Tschengelgebirges, dann der Wasserscheide folgend bis 
Tragarz, von dort nördlich und nordöstlich zu Kuppe 1152, dann über 
Mesta nach Kuka, dann über Sipkova und Daliboska zur Wasserscheide bis 
Kuppe 2162 bei Kuslar, von dort mit der Richtung auf Oschagdada über 
Morgaszan, Mekova, Tokadschida bis Kordschala absteigend, sodann gegen 
Süden über Kaplaktepe und Galierstepe, endend am Aegäischen Meer, drei 
Kilometer östlich von Makri. Zweitens: Bulgarien entsagt allen Ansprüchen 
auf alle Inseln im Aegäischen Meer. Drittens: Entschädigung der Ein- 
wohner und Regelung der bereits früher vorgebrachten Streitfragen betreffend 
die serbisch-bulgarischen Grenzfragen. Viertens: Garantie für die Aufrecht- 
Sholtung der Freiheit in Schule und Kirche der griechischen Gemeinden 
raziens. 
6. August. (Bukarest.) Abschluß des Friedens auf der 
Grundlage, daß Strumitza an Bulgarien und Kawalla an Griechen- 
land fällt. 
8. August. Das Kriegsministerium teilt mit, daß nach amt- 
licher Mitteilung aus dem großen Hauptquartier unter den Truppen 
389 Krankheitsfälle mit Choleraerscheinungen, 425 verdächtige Fälle 
und 133 Todesfälle an Cholera und anderen Krankheiten zu ver- 
zeichnen find. 
9. August. Telegramm des Königs Carol an Kaiser Wilhelm. 
„Nach Ueberwindung von bedeutenden Schwierigkeiten ist der Friedens- 
abschluß gesichert, der dank Dir ein definitiver bleibt. In diesem für Meine 
Regierung so bedeutungsvollen Augenblick weilen Meine Gedanken bei Dir 
und danke Ich von ganzem Herzen für Deine treue Freundschaft und Deine 
warme Sympathie, die Du Mir in diesen ernsten Zeiten ganz besonders 
entgegenbrachtest. Carol.“ 
10. August. (Bukarest.) Der Wortlaut des Friedensvertrags: 
„Friedensvertrag zwischen dem König von Bulgarien einerseits, den 
Königen von Griechenland, Montenegro, Rumänien und Serbien anderseits. 
Beseelt von dem Wunsche, dem gegenwärtig zwischen den betreffenden 
Ländern bestehenden Kriegszustand ein Ende zu machen, und in dem 
Wunsche nach Ordnung und von dem Willen durchdrungen, den Frieden 
zwischen ihren so lange heimgesuchten Völkern herzustellen, haben die ge- 
naunten Mächte beschlossen, einen endgültigen Friedensvertrag zu schließen. 
Nachdem das Einvernehmen hergestellt war, wurde beschlossen: Art. 1: 
Zwischen dem König der Bulgaren und den übrigen Herrschern sowie ihren 
Erben und Nachfolgern wird Friede und Freundschaft herrschen. Art. 2: Die 
gemäß Annex V zum Protokoll berichtigte Grenze zwischen Rumänien und 
Bulgarien wird von der Donau oberhalb von Turtukhai ausgehen und 
am Schwarzen Meer südlich von Ekrene endigen. Es ist ausdrücklich ab- 
gemacht, daß Bulgarien in längstens zwei Jahren die bestehenden Be- 
festigungen von Rustschuk, Schumla und in einer Zone von zwanzig Kilo- 
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