54 Das Perisqe Reiqh und seine einzelnen Glieder. (Februar 6.)
der Diamantenausfuhr von Deutsch-Südwestafrika und der Phosphatausfuhr
von Deutsch-Neuguinea erklärt.
Die Finanzen der tropischen Schutzgebiete haben sich im Berichts-
jahre in günstigem Sinne weiter entwickelt; die eigenen Einnahmen, Steuern,
Zölle und sonstige Abgaben sind durchweg, zum Teil erheblich, gegenüber
dem Ergebnis des Voriahres gestiegen. Der Fortschritt ist der günstigen
wirtschaftlichen Entwicklung der genannten Schutzgebiete zu danken. Um zu
weitgehenden Schlüssen vorzubeugen, müssen allerdings zwei kurze Be-
merkungen hinzugefügt werden: in Togo ist es nicht ausgeschlossen, daß
künftige trockenere Jahre einen vorübergehenden Rückschlag und damit auch
eine vorübergehende Verschlechterung der Finanzlage bringen werden. In
Kamerun beruht die Finanzwirtschaft zu einem sehr erheblichen Teil auf
der etwas unsicheren Grundlage des Gummihandels; auch hier muß darum
mit der Möglichkeit eines vorübergehenden Rückschlages gerechnet werden.
Die Finanzlage von Deutsch-Südwestafrika bietet kein so günstiges Bild.
Hier ist ein Stillstand und Rückschritt bereits eingetreten. Die Diamanten-
ausfuhrzölle haben das für 1911 erwartete Ergebnis nicht gebracht, da die
Bruttoabgaben den Abbau der weniger wertvollen Felder hinderten und
damit die Ausfuhr verringerten. Es steht zu hoffen, daß die Ersetzung
der Rohabgaben durch eine Ertragssteuer wieder eine Besserung herbei-
führen wird.
6. Februar. (Berlin.) Die deutschen Filmfabrikanten, Film-
verleiher und Kinobesitzer gründen einen eigenen deutschen Verband
als Antwort auf den Boykott des Auslandes.
6. Februar. (Charlottenburg.) Generalleutnant z. D. Paul
Matthiaß, zuletzt Oberquartiermeister und Chef der Landesaufnahme,
56 Jahre alt.
6. Februar. (Preußen.) Im Landesökonomiekollegium be-
spricht Oberlandstallmeister v. Oettingen die Pferdezucht.
Friedrich der Große mußte für seine Kavallerie die gesamten Remonten
aus dem Auslande beziehen. 1888 führten wir in Preußen 87066 Pferde
im Werte von 74 377000 Mark ein, die Ausfuhr von 11596 Pferden hatte
einen Wert von 12 7560(00)0 Mark, der Ueberschuß der Einfuhr also einen Wert
von 62 121000 Mark, 1912 betrug der Wert der Einfuhr von 132007 Pferden
96 749000 Mark, der der Ausfuhr 2729000 Mark, mithin der Ueberschuß der
Einfuhr 91020000 Mark. Unsere kaltblütigen Pferde können wir vermehren und
ihre Zucht heben. 1912 wurden für Züchterprämien 275 823 Mark bewilligt.
6. Febrnar. (Reichstag.) In der Budgetkommission wies
bei der Beratung des Marincetats Staatssekretär v. Tirpitz auf
den rein defensiven Charakter des deutschen Flottengesetzes hin.
Nach dem am 18. Februar veröffentlichten offiziellen Protokoll äußerte
sich der Staatssekretär der Marine über die Verhandlungen mit England
in folgendem Sinne: Solche Verhandlungen über das Stärkeverhältnis der
Marine finden gegenwärtig nicht statt und haben auch seit langer Zeit nicht
stattgefunden. Gegenüber dem Vorwurf, daß die Ausführungen des Staats-
sekretärs eine starte Abneigung gegen England verrieten, erklärte Herr
v. Tirpitz: Ich muß mich durchaus dagegen verwahren, daß aus meinen
Ausführungen eine Abneigung gegen England herausgeklungen hat. Es ist
mir nicht verständlich, wie der Herr Abgeordnete Ledebour das hat heraus-