Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

G’O Jerbien. Mitte September—Oktober 7.) 
desnalich der Annahme der serbischen Vorschläge in der Abgrenzungsfrage 
’ruchmos gewesen sei. König Karol nahm die seitens Montenegros an- 
dgetragene Arbitrage an und antwortete, er hoffe, daß es dazu nicht kommen 
werde. Er sei überzeugt, daß sich Serbien und Montenegro binden werden. 
Mitte September. Der Aufforderung der Großmächte Folge 
leistend, hat die Regierung in den letzten Wochen ihre Truppen 
aus dem inneren albanischen Gebiet zurückgezogen, aber nicht bis 
über die Grenze, sondern sie hat, angeblich aus strategischen Gründen, 
eine Anzahl Positionen auf albanischem Boden in der Hand behalten. 
20. September. Die Regierung hat den übertritt aus Al- 
banien in serbisches Gebiet für jedermann verboten. 
22. September. Die Behörden untersagten die Eröffnung der 
griechischen Schulen in Monastir. 
24. September. Ein Ukas des Königs ordnet die Mobili- 
sierung der Morawa-Division und eines Teils der Reservisten aller 
Divisionen an. 
26. September. Schwierigkeiten der Mobilmachung. 
Es verlautet, daß eine große Anzahl der zu den Waffen gerufenen 
Soldaten der Einberufung keine Folge leisten will. „Wir haben genug in 
zwei Kriegen mitgemacht, jetzt sollen andere gehen,“ antworten die Reni- 
tenten. „Und warum beorderte man die Truppen an der albanischen Grenze 
zurück und ermöglichte dadurch einen Aufstand?" Die Regierung hat an- 
geordnet, daß keine männliche Person im Alter unter 45 Jahren über die 
Landesgrenze gehen darf, damit Desertationen im großen Maßstabe vor- 
gebeugt werde. 
27. September. Vereinbarungen mit Griechenland. Die Serben 
haben das ganze Gebiet südlich des Presbasees bis jenseits des in 
der Nähe des Sees gelegenen Dorfes Kutzo verlassen. Die griechischen 
Truppen haben sofort das von den Serben verlassene Gebiet besetzt. 
30. September. Die Albanesen haben die Stadt Ochrida ge- 
stürmt und in Brand gesteckt. Die serbische Garnison zog sich mit 
allen Geschützen nach Monastir zurück. 
2. Oktober. (Belgrad.) Österreichische Warnung. 
Der österreichisch-ungarische Geschäftsträger Storck erinnerte in zu- 
gleich freundschaftlicher und eindringlich warnender Weise aus Anlaß der 
militärischen Maßregeln, die die Serben gegen den auf serbischem Gebiet 
ausgebrochenen Aufstand ergriffen haben, an die Notwendigkeit der Re- 
spektierung der Londoner Beschlüsse über Albanien und dessen Grenzen. 
Der Stellvertreter des serbischen Ministers des Aeußern, Spalajkowitsch, 
erwiderte, daß Serbien nur Verteidigungsvorkehrungen gegen die albanesi- 
schen Angriffe getroffen habe und nicht daran denke, sich des albanesischen 
Territoriums zu bemächtigen, vielmehr fest entschlossen sei, die Beschlüsse 
der Mächte zu achten. 
7. Oktober. Im Bestreben, eine günstigere Gestaltung der 
iiehungen zu Österreich-Ungarn zu erzielen, richtete das Preß-
	        
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