Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

718 Mittel- und Südemeriks. (August 16.— September 23.) 
in einer Ansprache der Dankbarkeit der chilenischen Armee für Deutsch- 
land Ausdruck. 
16. August. (Bolivia). Anläßlich seines Regierungsantrittes 
hielt der neue Präsident Montes eine Programmrede, in der er 
den weiteren Ausbau des Eisenbahnnetzes, ferner die Erziehung der 
Indianer durch Schulbildung und Verbesserung des höheren Schul- 
wesens in Aussicht stellte. 
Außerdem verspricht das Programm eine schnelle und gerechte Er- 
ledigung der Gerichtssachen und Hebung der Industrie und des Ackerbaues, 
damit die Verbrauchsartikel im Lande selbst hergestellt werden können. Die 
Einwanderung soll begünstigt und die Organisation des Heeres weiter aus- 
gebaut werden. Es wird ferner eine strenge Durchführung der Goldwährung 
und eine Beschränkung der Notenemission auf die Staatsbank beabsichtigt. 
18. August. (Meriko.) In Erwiderung der von John Lind 
unterbreiteten Note des Präsidenten Wilson hat Huerta eine Ver- 
mittlung in merikanischen Angelegenheiten oder irgendwelche ähn- 
liche Vorschläge von seiten auswärtiger Regierungen abgelehnt. 
25.—28. August. (Mexiko.) Der bereits nach Veracruz gereiste 
Gesandte Lind kehrt auf telegraphische Weisung des Präßidenten 
Wilson nach der Hauptstadt Meriko zurück. 
16. September. (Mexiko.) Die Lage des Landes. 
Präsident Huerta teilte in seiner Botschaft an den Kongreß mit, daß 
er von 27,6 Millionen Dollar Schatzanweisungen seit Anfang des Jahres 
24,9 Millionen Dollar zur Pazifizierung des Landes ausgegeben habe. Außer 
einer großen Anzahl Kanonen, Gewehren und großen Mengen Munition 
habe die Regierung im Auslande zehn Flugzeuge, 71 Panzerautomobile 
und zwei Trausportschiffe bestellt. Er hoffe, daß der Bürgerkrieg seinem 
Ende nahe sei. Er habe jetzt eine Armee von 100000 Mann zur Ver- 
teidigung der Republik bereit. Die Anwesenheit der amerikanischen Kriegs- 
schiffe in den mexikanischen Gewässern berühre die Patrioten unangenehm. 
Nach seiner Ansicht sei die Erlaubnis, sechs Monate in Mexiko zu ver- 
weilen, die im Oktober ablaufe, dem amerikanischen Geschwader nicht zu 
verlängern. Die Spannung zwischen Mexiko und Washington, die sich nicht 
gegen das amerikanische Volk gerichtet habe, habe diesem unverdiente Leiden 
gebracht und die Herstellung des Friedens verzögert. 
Die Präsidentschaftswahl ist auf den 26. Oktober angesetzt. 
19. September. (Mexiko.) Das Kriegsgericht, welches die 
Untersuchung über den Tod des Expräsidenten Madero und des 
Vizepräsidenten Suarez führt, die im Februar, während fie in das 
Gefängnis geführt wurden, erschossen wurden, ist zu dem Ergebnis 
gekommen, daß eine strafbare Handlung nicht vorliegt. 
23. September. (Mexiko.) Die Aufständischen haben die Stadt 
Jercz im Staate Zacatecas eingenommen, etwa 100 Mann der 
Bundestruppen getötet und eine Anzahl Soldaten gefangen ge- 
nommen.
	        
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