Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Asien. (Februar 10. - 13.) 731 
votums fest und wurde darin von dem Führer der Kokuminto-Partei unter- 
stützt. der sagte, er würde ein eigenes Mißtrauensvotum einbringen, wenn 
die Seiyukwai das ihrige fallen ließen. Trotz eines starken Polizeiaufgebots 
sammelte sich eine große Menschenmenge in der Nähe des Parlaments- 
gebäudes. Die Ministeriellen wurden ausgepfiffen, und auf die Oppositio- 
nellen Hochrufe ausgebracht. Schließlich gelang es der Polizei, die Menge 
zu zerstreuen. Fünszehn Personen wurden dabei verletzt. Inzwischen hatten 
sich die Mitglieder der Seihukwai-Partei auf den Balkonen des Parlaments- 
gebäudes versammelt; auf die Freudenrufe des Volkes antworteten sie mit 
Hochrufen, die mit Rufen wie: „In Rußland handelt man so!“ „Sind 
wir in Rußland?" abwechselten. Da nun um 1 Uhr die Kammer noch- 
mals auf drei Tage vertagt wurde, kam es zu den gegen das Kabinett ge- 
richteten Volksausschreitungen. Die Räumlichkeiten der regierungsfreund- 
lichen Zeitungen wurden zerstört. Die Menge versuchte verschiedentlich 
Feuer anzulegen. Der größte Auflauf erfolgte vor dem Gebäude der Zeitung 
„Kokumin“. Das Zeitungspersonal machte einen Ausfall und hieb mit 
Säbeln auf die Menge ein, von der viele verwundet wurden. Aus den 
Fenstern des Gebäudes wurden Schüsse auf die Menge abgefeuert, durch 
de, drei Personen getötet wurden. Im ganzen büßten 71 Personen ihr 
keben ein. 
10. Februar. (Persien.) Für die den Russen bewilligte Eisen- 
bahnkonzession hat Rußland der Regierung 2 Millionen Mark Vor- 
schuß angewiesen. 
11. Februar. (China.) Die halbamtliche „Peking Daily News“ 
veröffentlichen den angeblichen Tert eines Geheimvertrages zwischen 
England und Rußland, der durch den chinesischen Gesandten in 
London übermittelt sein soll. 
Danach erkannten die Vertragschließenden an, daß die Mongolei unter 
russischer, Tibet unter englischer Oberhoheit stehe, und sicherten einander 
Hilfe zu für den Fall, daß China England an der Ausbeutung der Berg- 
werke in China oder Rußland am Bau von Zweiglinien der Urgabahn 
hindern sollte. Beide vereint würden Bahnbauten durch China, in der 
Mongolei und in Tibet ausführen und das Vorgehen einer dritten Macht 
in diesen Gebieten verhindern. 
11. Februar. (Japan.) Das Ministerium des Fürsten Katsura 
ist zurückgetreten. 
12. Februar. (Japan.) Admiral Yamamoto wird an Stelle 
des zurückgetretenen Katsura zum Ministerpräsidenten ernannt. 
12. Februar. (Japan.) Neues Kabinett. 
Es ist eine Koalition von Anhängern der Parteien Seiyukwai, 
Kokuminto und der Nationalisten. Die Minister für Auswärtiges, Krieg 
und Marine wurden vom Kaiser ernannt, um die Bildung einer rivalisierenden 
Clique zu vermeiden. Auswärtiges: Kato, Krieg: Kikoshi, Marine: Saito 
bleiben in ihren Aemtern. (Siehe 19. Februar.) 
13. Februar. (Persien.) Salare Dauleh hat die Bedingungen 
der Regierung angenommen, wonach ihm eine Pension bewilligt, 
seine beschlagnahmten Güter wieder herausgegeben und er selbst 
zum Gouverneur der Provinz Rescht ernannt werden soll.
	        
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