738 Asien. (September 11. -21.)
Student Mitsuru Okada, hat sich mit einem kurzen Dolch den Leib
aufgeschlitzt und dann noch die Kehle durchschnitten.
In einem bei der Leiche aufgefundenen Schriftstück wird Unzufrieden-
bet mit der schwächlichen Politik der Regierung in auswärtigen Angelegen-
eiten als das Motiv des Attentats angegeben.
11. September. (China.) Japans Forderungen.
Sie beziehen sich auf: erstens die Marterung des japanischen Leut-
nants Nihimira in Hankau am 11. August, dem die Uniform herunter-
gerissen und der an den Händen aufgehängt wurde; zweitens die Verhaf-
tung eines anderen Offiziers in Schantung; drittens die Tötung von
Japanern in Nanking und schließlich die Beleidigung einer japanischen
Fahne. Japan fordert Entschuldigungen, Bestrafung der Schuldigen und
die Zahlung einer Entschädigungssumme, deren Höhe später festgesetzt wer-
den wird.
12. September. (China.) Die Regierung nimmt Japans
Forderungen an. (Siehe 11. September.)
13. September. (China.) Die japanische Eisenbahnwache in
Changli griff unter Führung eines Offiziers im Laufe eines Streites
die chinesische Polizeistation an und erschoß fünf Mann.
16. September. (Japan.) Der japanischs-chinesische Konflikt.
Die Vertreter aller Zeitungen Tokios faßten eine Resolution, in der
dem Kabinett ein Mißtrauensvotum wegen seiner Unfähigkeit in der Er-
ledigung der Nankingaffäre ausgesprochen wird. Der Moment für eine
Aktion sei verpaßt worden, die Antwort Chinas sei unbefriedigend.
17. September. (Britisch-Ostindien.) Englands islamitische
Politik.
Bei Vertagung des Gesetzgebenden Rats hielt der Vizekönig Lord
Hardinge eine Rede, in der er auf den Balkankrieg Bezug nahm und sagte,
die britische Regierung habe klar erkannt, daß das Bestehen der Türkei als
einer selbständigen Macht von Wichtigkeit sei, und ebenso, daß die Aufrecht-
erhaltung des Statusquo hinsichtlich der heiligen Orte in Arabien angesichts
der religiösen Interessen der Mohammedaner Indiens wichtig sei. Die
britische Regierung sei noch immer darauf bedacht, der Türkei bei der Ein-
führung von Reformen und der Festigung ihrer Stellung behilflich zu sein.
Es gebe keinen Grund, weshalb die Türkei, während sie eine dauernde
Reformpolitik verfolgte, nicht die zweite große mohammedanische Macht in
der Welt sein sollte. Er freue sich mitteilen zu können, daß England mit
der Türkei zu einem freundschaftlichen Uebereinkommen gelangt sei, welches
beide Teile befriedige und für beide Regierungen im Persischen Golf und
in Mesopotamien von Vorteil sei. Es brauche kaum gesagt zu werden, daß
dieser Abschluß der beste Beweis für den Wunsch der britischen Regierung
sei, die Unabhängigkeit der Türkei zu erhalten und die freundschaftlichsten
Beziehungen weiter mit ihr zu pflegen. Er wolle ein Wort freundschaft-
licher Mahnung für die Mohammedaner Indiens hinzufügen. Sie möchten
nicht vergessen, daß sie einen Teil des großen Reiches bildeten, und möchten
dem Gedanken der Einheit des Islams keine unverständige Auslegung
geben.
21. September. (Persien.) Ankunft des Regenten aus Europa.