Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

752 Auhaus: IAlgemeines. (September 9.—25.) 
Es wird eine Resolution angenommen, die ein Zusammenarbeiten 
der Interparlamentarischen Union mit jenen Vereinigungen befürwortet, 
die sich die Erweiterung des internationalen Rechts und die Förderung 
der guten Beziehungen zwischen den einzelnen Nationen zum Ziel gesetzt 
haben. Auf Vorschlag des Präsidenten der Union Lord Weardale werden 
sich die österreichische und die rumänische Gruppe den offiziösen Schritten 
des Exekutiovkomitees anschließen, um die italienische Gruppe wieder zum 
Eintritt in die Union zu bewegen. Sodann nahm die Konferenz eine Re- 
solution Roszkowski und Lahovary an, wonach die Regierungen aufgefordert 
werden sollen, auf die Tagesordnung der dritten Friedenskonferenz die 
Frage zu setzen, wie man am besten Verletzungen des Völkerrechts, wie sie 
im letzten Kriege vorgekommen seien, vorbeugen könne. Die nächste Konferenz 
wird in Stockholm zusammentreten. An Stelle der Mitglieder d'Estournelles 
und Lord Weardale wurden Houzeau-Delahaie (Belgien) und v. Plener 
(Oesterreich) in das Exekutivkomitee gewählt. 
7. September. (Antwerpen.) Vierter Internationaler Kon- 
greß für Wohnungshygiene. 
9. September. (Köln.) Internationaler Altkatholischer Kongreß. 
Der Kongreß ist aus allen Teilen der Welt zahlreich beschickt. Unter 
andern sind etwa fünfzehn Bischöfe anwesend. 
12. September. (Wien.) Der Internationale Kongreß für 
Rettungswesen beschloß die Schaffung einer ständigen internationalen 
Vereinigung für das Rettungswesen mit dem Sitz in Wien. 
25. September. (Frankfurt a. M.) Tagung des „Comite 
juridique international de I.Aviation“, das sich als Aufgabe und 
Zweck gesetzt hat, auf private Weise einer internationalen gesetzlichen 
Regelung des Luftschiffahrtswesens vorzuarbeiten. 
25. September. In der Artikelserie, die Freiherr v. Hengel- 
müller über den Grafen Alois Karolyi in der „Deutschen Revue“ 
veröffentlicht, wird (im Oktoberheft) auch der Bericht mitgeteilt, 
den der österreichische Staatsmann über sein bekanntes am 4. De- 
zember 1862 mit Bismarck geführtes hochpolitisches Gespräch tags 
darauf nach Wien sandte. 
Nach der Einleitung „drang Bismarck in das Mark der Situation“: 
„Die Beziehungen zwischen Oesterreich und Preußen“, so sagte er, „sind 
an sich schon nicht besonders, stationär werden und können sie nicht bleiben. 
Ich wünsche, daß sie sich bessern mögen, weswegen ich jetzt auf die feind- 
selige Haltung der Presse hingewiesen habe, wo nicht, werden sie unfehlbar 
noch schlechter werden und über kurz oder lang zu einem förmlichen Bruch 
und schließlich zum Kriege führen. Warum waren die beiderseitigen Ver- 
hältnisse im ganzen und großen erträglicher Natur bis 18482 Weil Metter- 
nich dafür, daß er dem kaiserlichen Kabinett die erste entscheidende Stimme 
in der europäischen Politik vindizierte, so ziemlich Preußen freie Hand auf 
dem Gebiete der deutschen Politik ließ. Er kannte die wahre Natur des 
Handels und wußte, daß man ohne einen gewissen Preis nichts erhalte. 
Wir folgten gerne Ihrer Leitung in den großen europäischen Fragen, weil 
wir uns hingegen auf unfre natürlichen Verhältnisse in Deutschland, auf 
die wir so wesentlich zur Stärkung unfrer Machtstellung angewiesen sind,
	        
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