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während die als Beweismaterial vorgebrachten Enthüllungen ihrer
Gegner in den Anhang verwiesen sind (S. 756 f.. 757—759, 759f.).
Für Rumänien erwies sich die Neutralitätspolitik während
des ersten Balkankrieges als ein großer Vorteil. Denn dadurch
wurde es möglich, mit unverbrauchter Kraft beim Ausbruch des
zweiten Balkankrieges auf dem Kampfplatze zu erscheinen und nicht
nur die Erfüllung der eigenen, längst angemeldeten Forderungen
von Bulgarien zu erzwingen, sondern auch als Friedensstifter zwischen
Bulgarien und seinen früheren Bundesgenossen aufzutreten. Ein
großer Landgewinn ohne Blutopfer war der Lohn dieser klugen
Politik. Außerdem mußte sich auch das Gewicht Rumäniens in
allen Balkanfragen steigern, da es nach der Zurückdrängung der
Türkei das übergewicht an Macht errang und seine beiden Nachbarn,
Serbien und Bulgarien, gegeneinander verfeindet und miteinander
ebenbürtig aus dem zweiten Balkankriege hervorgingen. Das am
2. Dezember veröffentlichte Grünbuch verhehlt nicht, daß Deutsch-
land und Österreich-Ungarn den rumänischen Forderungen günstig
waren und ihre Durchsetzung ohne Blutvergießen wünschten, und
daß auch Bulgarien es nicht auf militärische Maßregeln hätte an-
kommen lassen, wenn nicht Danew auf das Eingreifen Rußlands
gerechnet hätte. Aus dem Abseitsstehen während des siegreichen
Kampfes der slawischen Balkanvölker gegen den Halbmond erklärt
sich wohl die stärkere Betonung der Zugehörigkeit zu den romanischen
Völkern, für die der Beschluß, in Bukarest eine bronzene Kopie
der Trajanssäule zu errichten, bezeichnend ist (S. 657). Innere
Fragen mußten während des Kriegsbrandes südlich von der Donau
zurückgestellt werden. Rumänien hatte also ein ebenso ruhiges inner-
politisches Leben wie erfolgreiche diplomatische Betätigung.
Serbien überraschte die Welt durch seine militärische Leistungs-
fähigkeit in den beiden Balkankriegen. Statt eines Austauschs von
100000 Mann mit Bulgarien zwischen dem nördlichen und süd-
lichen Kriegsschauplatze kam es infolge der Schwierigkeiten, die Bul-
garien vor Adrianopel und der Tschataldschalinie fand, zu einem
Verzicht Serbiens auf die vertragsmäßige bulgarische Hilse und auf
die Entsendung größerer Verstärkungen nach dem südlichen Kriegs-