Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

822 Mebersicht über die pvolitische Entwichlung des Jahres 1913. 
heit unmittelbar vor einem Wechsel in der Präsidentschaft und dem 
Übergang der Regierung auf eine andere Partei von vornherein ab. 
Die der Erleichterung des Handelsverkehrs günstige Politik des 
demokratischen Präfidenten zeigte sich zuerst in der Aufhebung des 
Vorzugszolls für amerikanische Schiffe bei der Durchfahrt durch den 
der Vollendung entgegensehenden Panamakanal. Ebenso lenkte die 
neue Regierung die Aufmerksamkeit auf die notwendige Reform des 
Geld= und Bankwesens der Vereinigten Staaten. Eine darauf be- 
zügliche Bill wurde noch am Schluß des Jahres vom Senat an- 
genommen. Noch wichtiger war die Revision des Zolltarifs im 
Sinne einer durchgängigen Ermäßigung. Wie vor zwanzig Jahren 
die Wahl des demokratischen Präsidenten Cleveland, so führte auch 
diesmal wieder der übergang der Herrschaft auf die demokratische 
Partei sehr schnell zu einer Rückbildung der sich steigernden Schutz- 
zollpolitik der Union. Ein Vergleich des neuen Zolltarifs mit seinem 
Vorgänger ist auf S. 698—708 gegeben. Man erkennt daraus, daß 
die Ackerbauprodukte eine weit stärkere Herabsetzung erfahren haben 
als selbst die einfachsten Fabrikate. Offenbar müssen die Vereinigten 
Staaten bei der fortschreitenden Auffüllung ihres Gebiets schon 
damit rechnen, daß sie mehr ein Manufakturstaat als ein Agrar- 
staat zu werden im Begriffe sind. Die Zurückstellung der Ein- 
wanderungsgesetzgebung unter dem neuen Präsidenten hatte die 
Folge, daß Kalifornien selbständig mit Gesetzgebungsakten vorging, 
die auch die Japaner von dem Wohnen und der wirtschaftlichen 
Betätigung in diesem Staate ausschließen sollten. Die bei der 
Unionsregierung dagegen versuchten Schritte der japanischen Rc- 
gierung hatten keinen Crfolg. Japan gab die diplomatischen Be- 
mühungen in dieser Richtung auf und überließ es seinen sich ge- 
schädigt fühlenden Untertanen, durch die Anrufung der Gerichte 
ihren Besitzstand und ihr Recht zu wahren. 
In seiner auswärtigen Politik betonte der neue Präsident 
die Pflichten der Union gegenüber den anderen Ländern „ihrer 
Himmelssphäre“ noch stärker als sein Vorgänger. In Mexiko wurde 
dem Gesandten der Vereinigten Staaten, der für die Anerkennung 
Huertas eintrat, der Spezialgesandte des Präsidenten an die Seite 
gestellt, der sich in dem fremden Lande wie ein Oberaufseher der
	        
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