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Mülhausen i. Els. (Sd.) 3032 Stimmen. Zersplittert waren 7 Stim-
men. Stichwahl zwischen Wirth und Kölsch.
3. Februar. Landung eines deutschen Flugzeuges mit zwei
Offizieren auf französischem Boden. Die Angelegenheit erregt Auf-
sehen und wird viel besprochen, führt jedoch zu keinen Schwierig-
keiten, da ein Verschulden der Offiziere nicht nachzuweisen ist. Die
französischen Behörden geben das Flugzeug frei.
4. Februar. (Budgetkommission des Reichstags.) Ver-
handlungen über den Marineetat. Frage der Flottenrüstung.
Hierzu geben die Staatssekretäre v. Tirpitz und v. Jagow Er-
klärungen ab.
Es wird das Verhältnis zu England erörtert. Auf eine An-
frage antwortet Staatssekretär v. Tirpitz, er wolle nur die marinektechnische,
nicht die politische Seite der Frage berühren. Er habe seinen Ausführungen
vom vorigen Jahre nichts hinzuzufügen und nichts abzuziehen und betone,
daß die von England angebotene Relation von 16: 10 auch heute noch
annehmbar sei, daß dagegen der nur gelegentlich einer Wahlrede erwähnte
Feierjahrgedanke nicht verwirklicht werden könne. Nach weiteren Ausfüh-
rungen hierzu betonte Staatssekretär v. Tirpitz, daß positive Vorschläge an
uns bis jetzt nicht herangetreten seien. Geschehe dies, so würden sie sicherlich
wohlwollend geprüft werden Des weiteren gab der Staatssekretär Aufschluß
über das Anwachsen des Marineetats der verschiedenen Mächte in den
letzten Jahren, wobei ein sehr viel stärkeres Anwachsen bei den fremden
Staaten festzustellen sei. Hiernach haben ihre Ausgaben in den letzten fünf
Jahren gesteigert: Deutschland um 55 Millionen Mark, England, das da-
mals schon eine doppelt so starke Flotte hatte als wir, um 216 Millionen,
das ist um das Vierfache; ungerechnet den noch zu erwartenden Nachtrags-
etat von rund 60 Millionen; Frankreich um 134 Millionen, das ist das
weieinhalbfache von Deutschland; Rußland um 302 Millionen, das ist das
ünfeinhalbfache, und zwar fast nur für die Ostseeflotte.
Hierauf erklärte der Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Jagow,
daß unser Verhältnis zu England als ein recht gutes bezeichnet werden
könne. Er führte im einzelnen aus, daß sich die Beziehungen zwischen
Deutschland und England auf der Linie der Entspannung und Annäherung
glücklich weiter entwickelt haben. Der Grundton in der öffentlichen Mei-
nung sei ein anderer geworden als vor Jahren. Man könne sich dem Ein-
druck nicht verschließen, daß in der allgemeinen Stimmung ein gewisser
Wandel eingetreten sei. In beiden Ländern habe die Erkenntnis an Boden
gewonnen, daß sie in vielen Punkten und Fragen mit- und nebeneinander
arbeiten können, daß sich ihre Interessen vielfach berühren. Die Ereignisse
der letzten Zeit, die Vorgänge am Balkan und die Verhandlungen in London
haben manches hierzu beigetragen. In England habe man sich überzeugen
können, daß von deutscher Seite keine aggressive Politik getrieben werde.
Mit England habe Deutschland daran arbeiten können, zwischen den beiden
Mächtegruppen ausgleichend zu wirken und internationale Konflikte zu
vermeiden. Daraus hätten sich gewisse Annäherungen ergeben. Die Be-
ziehungen zwischen den beiden Kabinetten seien vertrauensvoll und loyal,
von gegenseitigem Entgegenkommen getragen. Es würden ferner, wie be-
kannt, Verhandlungen über Einzelfragen geführt; diese Verhandlungen, die