Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

68 Das Dentsqhe Reith und seine rinzelnen Glieder. (Februar 6.—9.) 
Staates ist zur Erfüllung ihrer schweren Arbeiten, der muß dafür sorgen, 
daß solche Gefahren nicht entstehen. Wenn Herr Marx Polizeipräsident 
wäre, dann hätte er ebenso gehandelt.“ (Beifall r., Lachen im Z. und l.) 
6. Februar. Jubelfeier des 150 jährigen Bestehens der König- 
lichen Akademie der bildenden Künste zu Dresden. 
8. Februar. Kundgebung der deutschen Zentrumspartei. Ein 
neugebildeter Reichsausschuß der Partei erläßt einen Aufruf, in 
dem die allgemeinen Ziele und die Stellung der Partei wie folgt 
bezeichnet werden: 
Die Zentrumspartei wird, wie bisher, geleitet werden treu im Geiste 
ihrer Gründer, der beiden Reichensperger, Mallinckrodt, Savigny, Windt- 
horst, des Bischofs Freiherrn von Ketteler, Lieber. Mit Stolz und Freude 
blicken wir zurück auf eine lange erfolgreiche Tätigkeit der Zentrumspartei 
im Interesse des Vaterlandes und des Volkes, der bürgerlichen und der 
kirchlichen Freiheit. Die Partei ruht nach Gründung und Geschichte auf 
dem Boden der deutschen Verfassungen. Damit ergibt sich ihr vater- 
ländischer und staatserhaltender, ihr monarchischer und föderalistischer Cha- 
rakter. Die Erhaltung der Unabhängigkeit der Religionsgesellschaften, ins- 
besondere der katholischen Kirche, die volle Verwirklichung der verfassungs- 
mäßigen Gleichberechtigung aller Staatsangehörigen, die Verteidigung der 
christlichen Grundlagen von Staat und Gesellschaft sowie die Wahrung der 
bürgerlichen Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit erachten wir in Ueber- 
einstimmung mit den Erklärungen der vereinigten Vorstände der beiden 
Zentrumsfraktionen des Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses 
sowie des Landesausschusses der preußischen Zentrumspartei vom 28. No- 
vember 1909 als die bedeutungsvollsten Aufgaben der Partei. Das Zu- 
sammenwirken katholischer und nichtkatholischer Männer innerhalb der 
Zentrumspartei dient der Erhaltung des Friedens unter den christlichen 
Konfessionen und der Förderung gemeinsamer Interessen. Das Zentrum ist 
eine grundsätzlich politische, nicht konfessionelle Partei. Unter Ablehnung 
jeder weiteren Definition erklären wir: Das Zentrum soll bleiben, wie es 
war und ist. 
9. Februar. Aus dem Bericht der Handelskammer Mainz über 
die sozialpolitische Gesetzgebung: 
Die Arbeiterversicherung, die erst vor zwei Jahren durch die Schaf- 
fung der Reichsversicherungsordnung einen umfassenden Ausbau erfahren 
hat, ist noch nicht voll durchgeführt, die Angestelltenversicherung, die am 
1. Januar 1913 in Kraft trat, ist ebenfalls noch in dem ersten Stadium 
ihrer Durchführung begriffen, und schon wird heftig nach neuen Gesetzen, 
in erster Linie nach einer Arbeitslosenversicherung, verlangt, die nach der 
grundsätzlichen Seite hin die lebhaftesten Bedenken erweckt, und für deren 
Ausführung von keiner Seite bis jetzt irgendwelche brauchbaren Vorschläge 
gemacht worden sind. Nach der Möglichkeit, die erwachsenden neuen Lasten 
zu tragen, wird erst gar nicht gefragt, obgleich namentlich der gewerbliche 
Mittelstand schon jetzt unter der Fülle der Belastungen so schwer zu leiden 
hat, daß er sich vielfach im Zustande der Verzagtheit befindet. Was prak- 
tisch zur Milderung von Arbeitslosigkeit geschehen kann, das muß selbst- 
verständlich geschehen. Solche Maßnahmen liegen aber in erster Linie auf 
dem Gebiete der zweckmäßigen Verteilung der Aufträge von Staaten und 
Gemeinden, die hierdurch ganz Wesentliches zur Ausgleichung schwacher
	        
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