Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

Des Beusche Reich und seine rinzelnen Glieder. (Februar 19.) 103 
cuf der Haager Konferenz für die Abschaffung des Seebeuterechts eingetreten 
sind. Auf unser Verhältnis zu England, wie es Herr Vogtherr ausführte, 
will ich nicht weiter eingehen. Ich habe in der Kommission und hier im 
Blenum mich darüber ausgesprochen. Ich kann nur nach den Darlegungen 
aller bürgerlichen Parteien, die hier zu Worte gekommen sind, annehmen, 
daß Herr Vogtherr in dieser Angelegenheit mit seinen Freunden allein 
stehl.“ (Beifall.) 
19. Februar. Das Breslauer Domkapitel richtet an Kardinal 
Kopp folgende Vertrauenskundgebung: 
Hochwürdigster Herr Kardinal, gnädigster Fürst und Herr! Mit 
tiefer Bedauernis sind wir Zeugen aller der Sorgen und gramvollen 
Aergernisse, welche die Kämpfe der Gegenwart für Eure hochwürdigsten 
Buchöfe, ganz besonders auch für Eure Eminenz im Gefolge haben. So 
bin ich denn von den Mitgliedern des Domkapitels ersucht und beauftragt 
worden, Eurer Eminenz die teilnahmsvolle Versicherung unserer unwandel- 
baren Treue und Ergebenheit zu Füßen zu legen. Wir fühlen uns durch 
Eure Eminenz in unentwegter Einigkeit verbunden mit dem ganzen Episkopate 
und mit dem Felsen Petri. Wir wissen uns aber auch eins mit Eurer Emi- 
nenz in der entschiedenen Ablehnung aller jener gegen hochverdiente Katho- 
liten und selbst gegen die Bischöfe gerichteten Verdächtigungen, die in letzter 
Zeit die Einigkeit unter dem katholischen Volke in frivoler Weise gestört 
daben. Wir bitten den göttlichen Steuermann, daß er das Schifflein der 
Kirche durch Sturm und Klippen wieder zu Frieden und Ruhe wie so oft 
schon zum Troste der treuen Katholiken und ihrer gottgesetzten Führer, der 
bochwürdigsten Bischöfe, gnädigst lenken wolle. Möge der Hirt und Bischof 
der Seelen Eure Eminenz in allen Heimsuchungen mit himmlischem Trost 
aufrichten und stärken. 
Eurer Eminenz treu gehorsamster 
Dr. Koenig, Dompropst. 
19. Februar. (Bayern.) In der Kammer der Abgeordneten 
gibt der Minister des Innern Freiherr v. Soden Erklärungen 
ab über das Verhältnis der Regierung zur Sozialdemokratie und 
uber die Frage der Nichtbestätigung sozialdemokratischer Bürger- 
meister und Beigeordneter: 
Seine Stellung in dieser Hinsicht habe sich nicht geändert, die Ver- 
dältnisse seien rechtlich ganz einfach. Nach der Gemeindeordnung bedürfe 
die Wahl der Bürgermeister, Beigeordneten usw. der staatlichen Bestätigung, 
und die Staatsregierung sei durchaus berechtigt, einem gewählten Bürger- 
meister, den sie nach ihrem freien Ermessen nicht für geeignet halte, die 
Bestätigung zu versagen. Was das Verhältnis zur Sozialdemokratie be- 
meffe, so habe ihn die prinzipielle Auffassung der Sozialdemokratie über 
den Staat in seiner Meinung bestärkt, daß hier mindestens eine gewisse 
Vorsicht gegenüber der Sozialdemokratie am Platze sei. (Zuruf bei den 
Sd.: Das beruht auf Gegenseitigkeit. Große Heiterkeit.) Mit Bezug auf 
seine prinzipielle Stellung zur Sozialdemokratie schließe er sich dem an, 
was der badische Minister des Innern von Bodman kürzlich in dieser 
Frage in der badischen Kammer geäußert habe. Aus der Presse der Sozial- 
demokratie und aus den Resolutionen gehe klar hervor, daß die Sozial- 
demokratie eine grundsätzliche Gegnerin der monarchischen Staatsverfassung 
und des Gottesgnadentums sei. Man sei sich auf beiden Seiten über seine 
Auffassung klar, und er habe die Verpflichtung als Minister, die Stellung
	        
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