Dss Deutiche Beich und seine einzelnen Glieder. (März 7.—10.) 115
kreizen ausspricht und das einen Beweis von der Fruchtbarkeit des Landes
gibt. Man sagt dort: Unser Land ist so fruchtbar, wenn wir einen Spazier-
stock in die Erde stecken, dann wird eine Palme daraus. (Heiterkeit.) Das
ist jymbolisch für die Fruchtbarkeit des Landes und auch für die Hoffnungs-
freudtgkeit der Ansiedler. Unsere Kolonien sind nicht zu verkaufen, sie sind
von mir nicht zu haben. Ich komme zu dem Musterländle Togo., Zuruf
des Abg. Fehrenbach: Baden! — Heiterkeit.) Ich möchte gern, daß dieses
Diminutivum einmal aufhört und wir hier ein Musterland haben. Ich
glaube, daß sich dies sehr schnell bewerkstelligen läßt, wenn wir hier das-
fselbe tun wie für Kamerun und möglichst schnell die Bahn bauen. (Zuruf
dei den Sozialdemokraten.) Sie (zu den Sozialdemokraten gewendet) werden
auch noch mal den Bahnbau mitmachen. Es dauert nicht allzu lange. Ich
babe mich davon überzeugt, daß auch in Togo diese Bahn die aller-
dringendste Notwendigkeit ist. Wir haben in dieser Kolonie Oelpalmen und
Matsanbau. Wir haben im Distrikt Misahöhe Eingeborenenkultur schon mit
Kakao. Ich habe deshalb die Idee des Gouverneurs mit Freuden begrüßt,
daß er einen unserer landwirtschaftlichen Sachverständigen mit einigen Ein-
geborenen nach der Goldküste schicken will, um dort die Eingeborenenkulturen
zu untersuchen. Ich bin fest überzeugt, daß das nachbarliche Verhältnis
der beiden Gouverneure seinen Schritt erleichtern wird. Man wünscht in
Dogo jetzt die Anechobahn. Sie hat aber lange nicht die große Bedeutung
wie die Bahn nach Norden, sie ist eine Bezirksbahn. Ebenso ist es mit der
Badn, die der Gouverneur von Misahöhe aus haben will. Ich glaube, wir
werden bald in der Lage sein, Ihnen diese Bahn vorzuschlagen. Im vorigen
Jabre habe ich es bereits ausgesprochen, daß wir das bestehende Verkehrs-
nex noch nicht als abgeschlossen und für ausreichend halten. Natürlich muß
#ne gewisse Vorsicht innerhalb der Finanzkraft der Schutzgebiete inne—
gehalten werden. Es müssen Pausen eintreten, wie auch eine solche ein-
nezen wird, wenn die Ruandabahn vom Hause bewilligt sein wird. Diese
Lausen sollen aber nun und nimmermehr einen Stillstand bedeuten. Es
soll nur der finanziellen Kräftigung eine Erholung gegeben werden. Nun
dat Herr Keinath vorgeschlagen, die Regierung möge ein einheitliches Bahn-
sonem in Ostafrika schaffen, indem alle künftigen Bahnen an die eine
Hauptbahn angegliedert werden. Ueber diese Frage habe ich mich mit den
engluchen Technikern auf meiner Reise in dem englischen Schutzgebiet unter-
danuen. Es wurde mir gesagt, daß das die beste Bahnbaupolitik ist. Die
Verwaltung steht dieser Anregung durchaus sympathisch gegenüber. Ich
mechte aber doch Vorsicht walten lassen und mich nicht auf ein System
festlegen. Wir kommen vielleicht in die Lage, die Nord- und die Südbahn
zu bauen, die sich nicht in das System der Tanganjikabahn hineinbringen
lanen. Wir wollen bei jeder Bahn die Rentabilität und andere in Be-
tracht kommende Fragen in Rechnung ziehen. Jenen Rednern, welche die
Langanjikabahn als ein Denkmal der deutschen Technik begrüßten, möchte
ich von Herzen den Dank der Rolonialverwaltung aussprechen. Ich habe
adet bereits vor zwei Jahren, als ich den Entwurf vorlegte, gesagt, daß
der Verfasser des Entwurfs und Begründer der Bahn mein Amtsvorgänger
von Lindequist war, daß er und von Rechenberg das Verdienst daran haben,
und daß mein Anteil lediglich darin besteht, daß ich nichts unversucht ge-
laten habe, damit dieses prachtvolle Kulturwerk des Verkehrs möglichst
schnell zur Vollendung kam. Und es ist so schnell zur Vollendung gekommen,
wie noch niemals eine Kolonialbahn. Die Taborabahn sollte am 1. Juli
1914 fertig sein; heute ist noch nicht der 1. Juli und die ganze Bahn bis
zum See ist fertig geworden: das ist eine Differenz von 14 Monaten.
verr von Böhlendorff bedauert mit Recht, daß die Entwicklung in Dares-
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