Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

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Ausgaben der Schutzgebiete kann die Verwaltung aber nicht so schnell über— 
sehen, und deshalb neige ich mich der konservativerseits gegebenen Anregung 
zu. diesen Gesetzentwurf in Form einer Resolution den verbündeten Re— 
gierungen zu übergeben. Dem Verlangen des Abg. Waldstein, der Be- 
schwerde der Rechtsanwälte aufschiebbare Wirkung zu verleihen, wird ent- 
sprochen; ich habe schon die Herausgabe eines bezüglichen Erlasses an- 
geordnet. Ueber die Zulassung des Rechtsweges in Verwaltungssachen habe 
ich bereits eine Erklärung abgegeben. Ueber Südwest habe ich mich in der 
allgemeinen Diskussion schon soweit ausgesprochen, daß ich im einzelnen 
nicht weiter darauf einzugehen brauche."“ 
Abg. Lic. Mumm (W. V.): „Die Ansiedlung im Ovamboland ist 
bei der gegenwärtigen Situation für die Weißen durchaus nicht vorteilhaft, 
und deshalb ist die Ausschließung des Ovambolandes von der Besiedlung 
durch Weiße vollkommen berechtigt. Die Kritik an der Missionstätigkeit ist 
nicht stichhaltig. Die Missionen sind nicht die großen Landbesitzer, sondern 
die Konzessionsgesellschaften. Wenn der Staatssekretär gegen diese vorgeht, 
wird er die überwältigende Mehrheit des Reichstags für sich haben. Den 
Missionen ist so manches Gebiet geschenkt worden, weil es bei ihnen in 
guten Händen ist. Die Missionen stecken Hunderttausende Mark in die nolo- 
nien, und die einzelnen Missionare sind nur Festangestellte mit Gehältern, 
die durchwegs kleiner sind als die der Beamten. Speziell in Südwest ist 
die Mission mit Erfolg tätig, die Buschleute seßhaft zu machen. Es ist des 
Reiches nicht würdig, daß es die eifrige Kulturarbeit nicht besser unterstützt. 
Insgesamt werden zur Unterstützung der Missionen nur 171000 .é¾ aus- 
gegeben. Das sind noch nicht 3 Prozent dessen, was die Missionen für die 
Schutzgebiete ausgeben. Das sind alles freie Gaben. In Kassel gab mir bei 
einem Missionsfest ein Mann, den ich heute noch nicht kenne, 12 000 X für 
die Mission. In der Kölnischen Zeitung wird darauf verwiesen, daß an- 
geblich in Holland der Einfluß der Missionare geringer sei als bei uns. 
Ich würde nur wünschen, daß bei uns die RKulturarbeit der Missionen 
Tebenso unterstützt wird, wie das von England und Holland geschieht. Was 
dier die „Tote Hand“ genannt wird, das nennen wir die Hand des 
lebendigen Heilands.“ Abg. Dr. Paasche (Nl.) tritt gleichfalls warm für 
die Missionen ein. „Was die Kritik der Missionen anlangt, so ist das der 
alte, einseitige Standpunkt, den wir schon vor zehn Jahren in Farmer- 
kreisen gehört haben. Als ich vor acht Jahren in Ostafrika war, sagte man 
auch schon: Was tun denn diese Herren? Sie sitzen auf ihren schönen 
Bergen, leben verhältnismäßig angenehm und bequem und hetzen die Leute 
in gewisser Beziehung nur auf, daß sie nicht zur Arbeit kommen sollen. 
Ich bin immer mehr zu der Ueberzeugung gekommen, daß, wenn man 
überhaupt von einer segensreichen Tätigkeit in den Rolonien sprechen will, 
man in allererster Linie diesen aufopferungsvollen Vertretern der Missionen 
den Dank und die Anerkennung dafür aussprechen muß, daß sie für die 
Kolonien getan haben, was in ihren Kräften steht. (Beifall.) Sie haben 
auf das Gemüt, die Denkweise, auf die ganzen sittlichen Anschauungen der 
eingeborenen Bevölkerung nachhaltigen Einfluß zu gewinnen gesucht, um 
das Evangelium der Liebe und Eintracht zu proklamieren, wo bisher Haß 
und Zwietracht herrschte. Das ist von allerhöchster Bedeutung, auch um 
das Ansehen des weißen Mannes zu heben. Das haben sie getan, indem 
sie sich der Schwachen und Kranken angenommen haben. Die Missionen 
daben die Leute zur Arbeit erzogen. Unsere deutschen Missionen haben 
drunten in Südwestafrika ausgezeichnet gearbeitet, trotz mancher Fehler. 
Ich habe einzelne Missionen gesehen, wo wirklich Kulturarbeit geleistet 
wurde und wo die Schwarzen mit Hilfe der Lehrer, der Missionare, ge-
	        
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