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wieder hin zuweisen und darauf zu dringen, mit der niederländischen Re-
gierung in Verbindung zu treten.
Am folgenden Tage beendete die Kammer die Beratung der Anfrage
und nahm dabei in namentlicher Abstimmung mit 59 gegen 14 Stimmen
bei 8 Stimmenthaltungen einen Antrag an, worin der Regierung im wesent-
lichen die Zustimmung des Hauses ausgesprochen wird. Der Antrag er-
sucht zuletzt die württembergische Regierung, auf möglichste Beschleunigung
der Verhandlungen mit den Regierungen der Niederlande, Baden und Hessen
binzuwirken.
2. April. (Bayern.) Die Kammer der Abgeordneten berät
den bereits in der vorigen Session eingebrachten Antrag Cassel-
mann und Gen. (Lib.) auf Reform der Reichsratskammer. Es wird
vorgeschlagen, gewählten Vertretern der einzelnen Haupterwerbs-
gruppen, der freien Berufe, der Hochschulen und der Städte in der
Kammer Sitz und Stimme zu geben.
Abg. Dr. Müller-Hof (Nl.) begründete eingehend den Antrag und
bezeichnete die Erste Bayerische Kammer als ein staatsrechtliches Ueber-
bleibsel aus früherer Zeit. Die Regierung müsse endlich das Versprechen
erfüllen, das sie seit zwei Generationen gegeben habe. Abg. Held erklärte
namens der Zentrumsfraktion, daß seine Partei Stellung zu dem liberalen
Antrag nehmen werde, wenn die Staatsregierung ihre in Aussicht ge-
stellten Vorschläge dem Hause unterbreitet habe. Abg. Eisenberger
(Bauernbund) betonte, daß auch seine Partei nicht mit dem liberalen An-
trag einverstanden sein könne, weil die Bauern und die kleineren Gewerbe-
treibenden nicht in Betracht kämen bei der Ernennung zu Reichsratsmit-
gliedern. Abg. Müller-München (Sd.) erklärte, seine Partei werde den
Antrag Casselmann ablehnen, weil sie für die gänzliche Abschaffung der
Reichsratskammer sei. Abg. Gebhart (Bund d. Kandw. erkannte an, daß
in dem Antrage der Liberalen zweifellos ein berechtigter Kern liege, aber
er könne ihm in der vorliegenden Fassung nicht zustimmen, da er sich nicht
damit befreunden könne, daß gewählte Vertreter in die Reichsratskammer
kommen.
Im weiteren Verlaufe der Debatte erklärte Ministerpräsident Graf
v. Hertling, daß die Regierung noch auf ihrem Standpunkt vom Dezember
vorigen Jahres stehe und die Frage prüfen werde. Darauf wurde der An-
trag der Liberalen mit großer Mehrheit abgelehnt.
2. April. (Sachsen.) Die Aufforderung des Vizepräsidenten
der Zweiten Kammer, des Geheimrats Opitz, die Nationalliberalen
Sachsens möchten ein Wahlabkommen mit den Freisinnigen nicht
abschließen und dafür ein Kartell mit den Konservativen eingehen,
lehnte der Vorsitzende der nationalliberalen Landtagsfraktion Hettner
im Namen der nationalliberalen Fraktion ab.
2. April. Der Dichter Paul Heyse in München f.
Die Trauernachricht erweckt Kundgebungen der Teilnahme aus allen
Teilen der Welt. Unter den zahlreichen Telegrammen, die an die Witwe
des Verstorbenen eingingen, stehen an erster Stelle die des Kaisers und
des Königs von Bayern. Das Telegramm des Kaisers lautete: