Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

308 Nes Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (September 2.—6.) 
französischen Gejangenen gesunden wurden. Seine Majestät der Kaiser hat 
mich ermächtigt, alles dies zu sagen und zu erklären, daß er volles Ver- 
trauen in das Gerechtigkeitsgefühl des amerikanischen Volkes hat, das sich 
durch den Lügenkrieg, den unsere Gegner gegen uns führen, nicht täuschen 
lassen wird. Wer seit dem Ausbruch dieses Krieges in Deutschland gelebt, 
hat die große moralische Volkserhebung der Deutschen, die, von allen Seiten 
bedrängt, zur Verteidigung ihres Rechtes auf Existenz freudig ins Feld 
ziehen, selbst beobachten können und weiß, daß dieses Volk keiner unnöligen 
Grausamkeit, keiner Roheit fähig ist. Wir werden siegen dank der moralischen 
Wucht, die die gerechte Sache unseren Truppen gibt, — und schließlich 
werden auch die größten Lügen unsere Siege so wenig wie unser Recht 
verdunkeln können. 
2. September. Eine Anzahl hervorragender deutscher Katho- 
liken läßt jedem der anläßlich der Papstwahl in Rom versammelten 
Kardinäle ein von 60 Namen unterzeichnetes Memorandum über- 
reichen, um den Vertretern der Kirche die Verhältniffe in Deutsch- 
land darzulegen. 
In dem Begleitschreiben heißt es zur Erläuterung dieses Schrittes: 
Wir sehen uns hierzu um so mehr verpflichtet, als Deutschland von dem 
Weltverkehr so gut wie abgeschnitten ist. Die Telegraphenagenturen befinden 
sich durchweg in den Händen der Gegner des Deutschen Reiches und werden 
leider fast stündlich dazu benutzt, um eine Menge von Unwahrheiten über 
das deutsche Volk und das Deutsche Reich zu verbreiten. Im Interesse der 
Wahrheit fühlen wir uns verpflichtet, unsere Stimmen zu erheben und den 
in der Heiligen Stadt versammelten Kardinälen die volle Wahrheit über 
die Ursachen und die Entstehung des Krieges darzulegen. Wir sind der 
sesten Ueberzeugung, daß wir bei Euer Eminenz geneigtes Gehör finden. 
Wir wagen auch die Bitle auszusprechen, Euer Eminenz wolle gnädigst nach 
der Rückkehr in die heimatliche Diözese für Verbreilung der von uns vor- 
getragenen Tatsachen Sorge tragen. 
3. September. Der Reichstagsabgeordnete Dr. Ludwig Frank, 
Führer der Sozialdemokratie nach dem Tode Bebels, k. Er war 
bei Ausbruch des Krieges als Kriegsfreiwilliger in das Heer ein- 
getreten und fiel in dem ersten Gefecht, das er mitmachte, in der 
Gegend von Lunéville bei einem Sturmangriff. Er war der erste 
Reichstagsabgeordnete, der für das Vaterland fiel. Sein Tod wurde 
erst am 8. September bekannt. 
5. September. Kaiser Wilhelm wohnt den Angriffskämpfen 
um die Befestigungen von Nancy bei. 
6. September. Weitere Veröffentlichungen in der „Norddeut- 
schen Allgemeinen Zeitung“ über den deutsch-englischen Meinungs- 
austausch vor dem Kriege. 
Sir Edward Grey hatte im Unterhause erklärt, die Veröffentlichung 
der deutschen Regierung über den Telegrammwechsel sei unvollständig. Fürst 
Lichnowsky habe seine Meldung über das bekannte Telephongespräch 
gleich darauf telegraphisch zurückgezogen, nachdem er erfahren habe, daß
	        
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