Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Erste Hälfte. (55a)

440 JNaos Beutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 2. 3.) 
Der Präsident erbittet und erhält die Ermächtigung des Hauses. 
an die österreichisch-ungarischen Parlamente und an die osmanische Volks- 
vertretung Sympathiekundgebungen des Deutschen Reichstags zu richten. 
Nunmehr verliest der Reichskanzler die kaiserliche Verordnung, wodurch das 
Haus bis zum 2. März vertagt wird. 
2. Dezember. (Berlin.) Gründung eines deutsch-osmanischen 
Freundschaftsbundes. 
2. Dezember. (Breslau.) Zusammenkunft Kaiser Wilhelmes 
mit dem Oberstkommandierenden des österreichisch-ungarischen Heeres 
Erzherzog Friedrich, dem Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Joseph 
und dem Generalstabschef Freihr. Conrad v. Hötzendorf. Der deutsche 
Heeresbericht vom 29. November hatte gemeldet, daß Kaiser Wilhelm 
sich auf dem östlichen Kriegsschauplatz befindet; am 30. November 
hatte Kaiser Wilhelm deutsche Truppen in ihren Stellungen bei 
Gumbinnen und Darkehmen besucht. 
3. Dezember. Kaiser Wilhelm besucht Teile der in der Gegend 
von Czenstochau kämpfenden österr.-ung. und deutschen Truppen. Am 
Abend trifft der Kaiser zu kurzem Aufenthalt in Berlin ein. 
Vor den Abordnungen der zur Armeeabtlg Woyrschgehörenden Truppen- 
teile hält der Kaiser folgende Ansprache: Kameraden! Ich habe mir De- 
putationen der im Osten kämpfenden Truppen hierherbestellt, weil es mir 
nicht möglich ist, Euch alle vorn in den Schützengräben begrüßen zu können. 
Ueberbringt Euren vorn kämpfenden Kameraden meine herzlichsten Grüße, 
sowie meinen kaiserlichen Dank und den Dank des Vaterlandes für Eure 
heldenhafte Haltung und Ausdauer, die Ihr in den letzten drei Monaten der 
russischen Uebermacht gegenüber bewiesen habt. Bei uns zu Hause sagk 
man mit Recht, daß jeder im Osten kämpfende Mann ein Held ist. Ihr 
habt die Ehre, Schulter an Schulter mit dem Heere Sr. M. des Kaisers 
Franz Joseph, meines Freundes und geliebten Vetters, zu kämpfen für 
eine gerechte Sache, für die Freiheit, für die Existenzberechtigung einer 
Nation und einen zukünftigen langen Frieden. Wenn es auch noch lange 
dauern kann, wir dürfen dem Feinde keine Ruhe lassen. Wir werden weiter 
kämpfen mit Erfolg wie bisher, denn der Himmel ist auf unserer Seue. 
Mit Gott werden wir uns einen langen Frieden erkämpfen, denn unsere 
Nerven sind stärker als die unserer Feinde. Mein kaiserlicher Freund hatte 
mir schon mehrfach die Tapferkeit der mit unseren österr. Brüdern zusammen 
kämpfenden Truppen hervorgehoben und, wie ich sehe, Euch durch Allergnädigste 
Verleihung von Auszeichnungen seinen Dank gezollt. Wenn Ihr jetzt zurück- 
kehrt in Eure Stellungen, nehmt Euren Kameraden meine herzlichsten Grüße 
mit und sagt ihnen, daß, wenn ich auch wieder nach dem Westen muß, meine 
Gedanken stets bei Euch sind und meine Augen stets auf Euch ruhen, als 
wenn ich hinter Euch stände. Unrd nun zum Schluß laßt uns unseren brüder- 
lichen Gefühlen Ausdruck geben, indem wir rusen: S. M. Kaiser Franz Josepvh 
und sein Heer Purra! DHurra! Hurra! 
3. Dezember. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion erläßt 
eine Erklärung gegen den Abg. Liebknecht wegen seiner Abstimmung 
gegen die Kriegskredite.
	        
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