445i Das Deuisete Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 30. 31.)
30. Dezember. Tagesbefehl Gen. Feldmarschalls v. Hindenburg.
Soldaten des Ostheeres! Am Schluß des Jahres ist es mir ein
Herzensbedürfnis, Euch meinen wärmsten Dank und meine vollste Anerken-
nung für das auszusprechen, was Ihr in dem nun abgelaufenen Zeitab-
schnitt vor dem Feinde geleistet habt. Was Ihr an Entbehrungen ertragen,
an Gewaltmärschen ausgeführt und in langdauernden schweren Kämpfen
erreicht habt, das wird die Kriegsgeschichte aller Zeiten stets zu den größten
Taten zählen. Die Tage von Tannenberg und den Masurischen Seen. von
Ozatow, Iwangorod und Warschau, von Wloclawec, Kutno und Lodz, von
Pilica, Bzura und Rawka können Euch nie vergessen werden. Mit Dank
gegen Gott, der uns die Kraft zu solchem Tun gegeben hat, und mit festem
Vertrauen auf seine weitere Hilse wollen wir in das neue Jahr eintreten.
Treu unserem Soldateneide werden wir unsere Pflicht auch ferner tun, bis
unserem teueren Vaterlande ein ehrenvoller Friede gewiß ist. Und nun
weiter frisch drauf, wie 1914 so auch 1915! Es lebe Seine Majestät der
Kaiser und König, unser Allergnädigster Kriegsherr, Hurra! v. Hindenburg,
Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der gesamten Streitkräfte im Osten.
31. Dezember. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ver-
öffentlicht einen Bericht von Professor Clemen-Bonn über den Zu-
stand der Kunstdenkmäler im nördlichen und östlichen Frankreich.
Abgedruckt in der Beck'schen „Chronik des Deutschen Krieges“ Bd. II
S. 341 ff.
31I. Dezember. Nach amtlicher Mitteilung beträgt die Gesamt-
zahl der beim Jahresschluß in Deutschland befindlichen und inter-
nierten Kriegsgefangenen (ohne Zivilgefangene) 8138 Offiziere und
577875 Mann.
Die Gesamtzahl setzt sich folgendermaßen zusammen: Frangosen:
3159 Offiziere darunter 7 Generale). 215905 Mann; Russen: 3575 Offiziere
(darunter 18 Generale), 306294 Mann: Belgier 612 Offiziere (darunter
3 Generale), 36852 Mann; Engländer 492 Offiziere, 18824 Mann.
31I. Dezember. Neujahrsbotschaft Kaiser Wilhelms an Heer
und Marine.
An das deutsche Heer und die deutsche Marine. Nach fünfmonatigem
schwerem und heißem Ringen treten wir ins neue Jahr. Glänzende Siege
sind erfochten, große Erfolge errungen Die deutschen Armeen stehen fast
überall in Feindesland. Wiederholte Versuche der Gegner, mit ihren Pceres-
massen deutschen Boden zu überschwemmen, sind gescheitert. In allen
Meeren haben sich meine Schiffe mit Ruhm bedeckt. Ihre Besatzungen
haben bewiesen, daß sie nicht nur siegreich zu fechten, sondern, von der
Uebermacht erdrückt, auch heldenhaft zu sterben vermögen. Hinter dem Heer
und der Flotte steht das deutsche Volk in beispielloser Eintracht, bereit, sein
Bestes herzugeben für den heiligen heimischen Herd, den wir gegen frevel-
haften Ueberfall verteidigen. Viel ist im alten Jahre geschehen. Noch aber
sind die Feinde nicht niedergerungen. Immer neue Scharen wälzen sie
gegen unsere und unserer treuen Verbündeten Heere heran. Doch ibre Zabl
schreckt uns nicht. Ob auch die Zeit erust, die vor uns liegende Aufgabe
schwer ist, — voll fester Zuversicht dürfen wir in die Zukunft blicken. Nächst
Gottes weiser Führung vertraue ich auf die unvergleichliche Tapferkeit der
Armee und Marine und weiß mich eins mit dem deutschen Volke. Darum