450 VBie Merreichisch-ungarische Monarchie. (März 5.—19.)
gegen Religion und Staat zu Gefängnisstrafen in Abstufungen von
4½ Jahren bis zu 6 Monaten verurteilt.
5. März. (Osterreichischer Reichsrat.) Wiederzusammen-
tritt des Abgeordnetenhauses. Die nicht den Formen der Geschäfts-
ordnung entsprechende Besprechung der deutsch-tschechischen Ausgleichs-
verhandlungen durch tschechische Abgeordnete ruft das Einschreiten
des Präsidenten hervor, was die Tschechen zu Lärmszenen veranlaßt.
Das Haus wird auf eine Woche vertagt.
9. März. Zwischenfall an der bosnisch-montenegrinischen Grenze
auf einem strittigen Gebiet bei Metalka. Es werden Schüsse zwischen
den Grenzposten gewechselt. Der Vorfall wird durch Entschuldigung
der montenegrinischen Regierung beigelegt.
9. März. (Böhmen.) Der Fall Swiha kommt an die
Offentlichkeit.
Dr. Karl Swiha, Bezirksrichter in Senftenberg in Böhmen, war
Abgeordneter und Mitglied der tschechischen nationalsozialen Partei. An-
scheinend Gesinnungsgenosse der tschechischen Ultras, die in offener Agitation
für die panslawistischen Bestrebungen die Interessen Serbiens und Rußlands
bis zur Grenze des Landesverrates vertraten, war er im geheimen ein
Verräter der von ihm verfochtenen Sache. Die „Narodni Listy“ führten
den Nachweis, daß er für ein Jahrgehalt die eigene Partei an die politische
Polizei in Prag verraten habe. Swiha wird von seinen Parteigenossen
sofort veranlaßt, sein Mandat niederzulegen.
12. März. (Osterreichischer Reichsrat.) Fortdauer der
tschechischen Obstruktion. Infolgedessen ist es unmöglich, die Be-
ratungen fortzusetzen.
13. März. (ÖOsterreich.) In Wien und in Triest finden
Kundgebungen, vornehmlich von Studierenden, für und wider die
Errichtung einer italienischen Hochschule in Triest statt.
16. März. (Os terreich.) Infolge der Aussichtslosigkeit, die
tschechische Obstruktion im Reichsrat zu brechen, beschließt die Re-
gierung, die notwendigen Regierungsmaßregeln und Bewilligungen
durch kaiserliche Notverordnung nach § 14 der Verfassung in Kraft
zu setzen.
19. März. (Ungarn.) Finanzminister Teleszky legt dem Ab-
geordnetenhause den Voranschlag des Staatshaushalts für 1914/15 vor.
Danach betragen die ordentlichen Ausgaben rund 1887 Millionen
Kronen, die Einnahmen 1953 Millionen. Im Exdraordinarium betragen
die Ausgaben 385,3 Millionen, die Einnahmen 210,5 Millionen. Bei den
gemeinsamen Ausgaben trat eine besondere Erhöhung hauptsächlich ein
durch Ausgaben für die Armee in Höhe von 55 Millionen, für die Staats-
schuld von 37 Millionen, für Zwecke des Handelsministeriums, hauptsächlich
Staatsbahnen, 34,9, für Zwecke des Unterrichtsministeriums 13 Millionen.