Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

III. 
Portugal. 
14. Januar. Ausstand der Eisenbahnangestellten. 
Als Grund des Ausstandes wird Unzufriedenheit der Angestellken 
mit neuen Bestimmungen über die Pensionskasse angegeben. 
15. Januar. (Kammer.) Vorlage des Budgets für 1914. 
Die Vorlage weist einen Ueberschuß der Einnahmen über die Aus- 
gaben im Betrage von 3392 Conto de Reis auf. Es wird vorgeschlagen, 
außer den bereits in das Budget eingestellten Summen für Zwecke der 
Landesverteidigung (858 Conto de Reis mehr als im Vorjahr) noch weitere 
2500 Conto de Reis auszuwerfen. 
Mitte Januar. (Senat.) Konflikt zwischen der Regierung 
und dem in der Mehrheit oppositionell gesinnten Senat. 
Ein Zusammenstoß zwischen dem Senatsmitglied Goulart de Ma- 
deiros und der Regierung, wobei der Vizepräsident des Senats gegen die 
Regierung auftritt, veranlaßt den Beschluß der Regierung, den Sitzungen 
des Senats fortan fernzubleiben. 
21. Januar. Der Eisenbahnerstreik nimmt bedrohliche 
Formen an. 
Es machen sich Rückwirkungen auf die politische Lage und den Kon- 
flikt mit dem Senat geltend. Die Regierung schreitet gegen die Streikenden 
ein und läßt gleichzeitig durch Braga, den Führer der Regierungspartei, 
die Einberufung des Kongresses (der Vereinigung beider Kammern) be- 
antragen. Der Senat beschließt förmlichen Protest beim Präsidenten der 
Republik gegen das Fernbleiben der Regierung von den Sitzungen. 
22. Januar. (Kammer.) Beschluß der Einberufung des 
Kongresses für den 26. Januar. 
Nach dem Wunsch der Regierung soll der Kongreß Beschluß fassen 
über die Auslegung des Art. 25 der Verfassung, der die Mitwirkung des 
Senats bei Ernennung der Gouverneure und Kommissare der überseeischen 
Besitzungen vorschreibt und näher bezeichnet. Die Regierung will gleich- 
zeitig die Gelegenheit benützen, um durch eine besondere Deutung des 
Art. 13 der Verfassung, wonach die Kammern — abgesehen von bestimmt 
vorgesehenen Fällen — getrennt tagen sollen, ein häufigeres Zusammen- 
tagen beider Kammern und damit die Lahmlegung der Opposition des 
Senats zu erzwingen. Die Opposition sieht darin den Versuch eines 
Staatsstreichs. Im Hinblick auf den Konflikt und die durch die Streik- 
bewegung drohenden Unruhen veranlaßt der Präsident der Republik das 
Ministerium, seine Entlassung zu nehmen. 
W. Januar. Sturz des Kabinetts Affonso Costa. 
Der Kongreß nimmt einen Antrag der Regierungspartei an, auf 
Grund dessen das Kabinett Costa im Amte bleiben will. Daraufhin ver- 
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