856 Kußland. (Dezember 27.) Tũrkei. (Januar 2.—10.)
Er bezweifelt, daß der Erlaß des Budgets im Verordnungswege
den russischen Grundgesetzen entspricht. Wenn der Finanzminister sage, daß
er sich nicht im Recht glaube, die wirklichen Kriegsausgaben und die Quellen,
aus denen sie gedeckt werden, anzugeben, sondern daß dies den späteren
Angaben der Reichskontrolle überlassen bleiben müsse, so werde die russische
Gesellschaft wohl lange auf diese Angaben warten dürfen, denn die Aus-
gaben für den japanischen Krieg seien erst 10 Jahre nach dessen Beendigung
veröffentlicht worden. Abgesehen aber von den Kriegsausgaben, die im
Budget nicht enthalten seien, seien die für die Staatseinnahmen angegebenen
Zahlen nicht klar und selbst für das Ressort, das sie ausgearbeitet habe,
unbeweisbar. Die in das Budget eingestellten Schätzungen seien oft durch
nichts begründet, die Einzelheiten zweifelhaft und manchmal vielleicht auch
fehlerhaft. Immerhin zeigten die allgemeinen Umrisse des Budgets, über
wie reiche Hilfsquellen Rußland verfüge.
27. Dezember. Die „Petersburger Telegraphenagentur“ stellt
es offiziös in Abrede, daß Rußland die ihm gehörige Hälfte der
Insel Sachalin als Entgelt für die Lieferung schwerer Geschütze an
Japan abgetreten habe.
XVII.
Türkei und Agypten.
1. Die Türkei.
2. Januar. Rücktritt des Kriegsministers Izzet Pascha. Sein
Nachfolger wird Enver Bei, der gleichzeitig zum Brigadegeneral
mit dem Titel Pascha befördert wird.
3. Januar. Bekanntgabe des Ankaufs des von der englischen
Armstrongwerft für Rechnung Brasiliens erbauten Dreadnoughts
„Rio de Janeiro“, der den Namen „Sultan Osman“ erhalten soll.
6. Januar. Maßregeln zur Verjüngung des Offizierskorps.
280 höhere Offiziere, darunter 73 Generale, 88 Obersten werden in
den Ruhestand versetzt; auch werden fast alle Militärattaches im Auslande
abberufen und durch neue ersetzt. Der Oberste Rat des Kriegsministeriums
wird aufgehoben Kriegsminister Enver Pascha übernimmt auch die Funk-
tionen des Chefs des Generalstabes.
10. Januar. General Liman von Sanders wird vom Kom-
mando des 1. Armeekorps enthoben und zum Generalinspekteur der
Armee und der Militärschulen ernannt.
Offiziös wird erklärt, diese Aenderung sei nicht die Folge irgend-
eines Schrittes von seiten Rußlands, sondern ausschließlich der Initiative
des Kriegsministers zuzuschreiben, der von der Erwägung ausgehe, daß
das Kommando des ersten Armeekorps einen großen Teil der Tätigkeit