Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zweiunddreißigster Jahrgang. 1916. Zweiter Teil. (57b)

452 Jelen. (Dez. 30.) Tũrkei. (Jan. 11.) 
habers Ost, wird damit auch für Polen ein Bankinstitut mit dem Recht 
der Notenausgabe geschaffen, und zwar, wie es in den Bestimmungen aus- 
drücklich heißt, nicht nur für das Gouvernementsgebiet Warschau, sondern 
auch für das österreichische Besatzungsgebiet, sobald die Verhandlungen mit 
den dortigen Behörden abgeschlossen sind. 
30. Dez. Der deutsche Generalgouverneur in Warschau erläßt 
folgende Bekanntmachung: 
Die durch die Proklamation vom 5. November geschaffene politische 
Lage in Polen hat in weiten Kreisen des Volkes, besonders bei der Land- 
bevölkerung, die Ansicht erweckt, als habe die deutsche Verwaltung nun 
nichts mehr zu bedeuten, als sei Polen nun ein völlig unabhängiges Land, 
das gänzlich von den Lasten des Krieges, die heute jebes Bolk Europas 
schwer trägt, befreit sein müsse. Die Ansicht ist irrig. Da die polnischen 
Behörden erst im Entstehen begriffen sind, so besteht überhaupt noch keine 
polnische Verwaltung. Aber auch sie würde Requisitionen und alle anderen 
Lasten des Krieges in gleicher Weise auferlegen müssen wie die vorläufig 
an ihrer Stelle stehenden deutschen Behörden. 
Polen werden keine schwereren Lasten auferlegt als Deutschland, das 
alles willig trägt. Wir kämpfen so gut für euere Heimat wie für Deutsch- 
land, und was ihr zu leisten habt, kommt euerer Heimat ebenso zugute wie 
die Anstrengungen Deutschlands. Eure Mitwirkung ist nötig für die glück- 
liche Beendigung des Krieges, der euere Heimat befreit hat. Je mehr ein 
jeder hilft, desto schneller wird der Krieg beendet sein und euer Königreich 
sich unter den Segnungen des Friedens innerlich festigen und zu Macht 
und Ansehen erblühen. 
Darum fügt euch willig den Anordnungen der deutschen Behörden, 
die nur die augenblicklichen Platzhalter der polnischen Behörden sind. Seid 
eingedenk, daß ihr die Opfer in erster Linie für euer geliebtes Vaterland, 
das Königreich Polen, bringt und daß ihr gegen euer vaterländisches Inter- 
esse handelt und euch selbst schwer schädigt, wenn ihr euch den Anordnungen 
widersetzt. 
5S appelliere an die Baterlandsliebe jedes einzelnen und warne die 
Säumigen und Widerwilligen vor harten Strafen, die jeden Widerstand 
gegen die bestehende Obrigkeit nach den Kriegsgesetzen unweigerlich treffen 
werden. 
Der Generalgouverneur v. Beseler, 
General der Infanterie. 
XVII. 
Türkei und Agypten. 
1. Türkei. 
11. Jan. Verlängerung des Moratoriums bis 31. Dez. 
11. Jan. (Kammer.) Kriegslage. 
Kriegsminister Enver Pascha sagt in seiner Erklärung: Sie müssen 
wissen, m. H., daß die große Schlacht auf Gallipoli, die seit dem 18. März 
gedauert hat, gestern zum Abschluß gekommen ist. Die Schlacht endete so, 
wie ich vorhergesehen hatte. Ich glaube, daß ich von den Streitkräften, die 
unser erlauchter oberster Kriegsherr mir anvertraut hatte, nützlichen Ge-
	        
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