Beuisches Reich. (Februar 17.) 135
ihre große Aufgabe zu erfüllen vermag. Wir haben der Welt den Beweis
erbracht, daß wir mit dem Eigenen bei sparsamer Wirtschaft auskommen
können. England dagegen braucht für drei Viertel bis vier Fünftel seines
Bedarfs in Brotgetreide Zufuhren aus dem Ausland. Nach neueren Daten
ist Eingland, das den Ackerbau durch die Weidenwirtschaft hat verdrängen
lassen, für die Deckung seines Bedarfs an Butter mit nahezu zwei Dritteln,
an Fleisch mit zwei Fünfteln auf das Ausland angewiesen. Wenn England
also nach eigenem Bekenntnis sich auf das Schlachtfeld der Ackerscholle ge-
drängt sieht, so dürfen wir das ohne Ueberhebung als einen Erfolg in der
Gesamtentwicklung des Krieges verzeichnen, als einen Erfolg. der uns dem
ennscheidenden Siege um einen gewaltigen Schritt näher bringt.
Aber, m. H., die günstigen Aussichten, die uns das neue Schlachtfeld
bietet, dürfen uns nicht blind machen, sie dürfen uns nicht einen Augen-
blick in der Anspannung aller unserer Kräfte erlahmen lassen.
Bährend draußen auf hoher See unsere U-Boote die Wacht halten, während
sie, allen Unbilden und Gefahren trotend, in unerbittlicher Entschlossenheit
und unermüdlichem Kampf den eisernen Ring des Todes um unseren
stärksten und bittersten Feind enger und enger ziehen, darf und wird die
Heimat nicht rasten. Ich bin überzeugt, daß alles, was von den Taten
unserer Brüder draußen zu Wasser und zu Lande Tag für Tag an unsere
Ohren dringt, für uns alle in der Heimat, vor allem auch für die deutschen
Landwirte und Landfrauen, ein stets neuer Ansporn zu höchster Anspannung
aller Leistungen ist. Sie werden heute über den Wirtschaftsplan für das
neue Erntejahr beraten. Sie dürfen überzeugt sein, daß Sie bei der Reichs-
leitung und den Regierungen der Einzelstaaten jede nur mögliche Unter-
stützung und Förderung finden werden in Ihren Bestrebungen, die Er-
zeugung zu erhalten und zu heben. Wir sind uns darüber klar, daß wir
mit der Förderung der Produktion nicht nur der Landwirtschaft, sondern
auch den wohlverstandenen Interessen der Verbraucher dienen. Ich weiß,
es gibt auf diesem Gebiet stark umstrittene Punkte. Ihre Erörterung wird
das aufs neue bestätigen. Die Notwendigkeit des Erfassens und Verteilens
der Erzeugnisse stößt oft genug hart zusammen mit der Notwendigkeit der
Produktionsförderung. Beide Erfordernisse zu versöhnen, nicht nur durch
Gesetz und behördliche Vorschriften, sondern auch durch Einsicht und guten
Willen von Erzeugern und Verbrauchern, das ist die große Aufgabe, deren
Lösung uns Ihre Verhandlungen, wie ich zuversichtlich hoffe, näher bringen
werden. Aber, m. H., bis zur nächsten Ernte ist noch ein weiter und
nicht ganz leichter Weg. Auch der beste Wirtschaftsplan für das nächste
Jahr, auch die zäheste Arbeit und Aufopferung des Landwirts für die
kommende Ernte enthebt uns nicht der ehernen Notwendigkeit, für eine
Reihe von Monaten mit dem Vorhandenen auszukommen. Wir haben die
Gewißheit, daß unsere Bestände ausreichen, wenn überall die gebotene
Sparsamkeit waltet, nicht nur bei den Verbrauchern, bei denen sich die
Sparsamkeit durch die knappe Zuteilung von selbst erzwingt, sondern auch
bei den Erzeugern, die von den Früchten der eigenen Scholle leben. Die
Bevölkerung der Städte und Industriebezirke, die Millionen ohne eigene
Scholle, haben Wochen schwerer Entbehrungen hinter sich. Ihre ohnedies
knappen Rationen wurden durch den harten Frost, der wochenlang die Zu-
fuhren sperrte, auf das empfindlichste eingeschränkt. Sie haben die Entbeh.
lungen mit bewundernswerter Einsicht und Zähigkeit ertragen, im Bewußt-
sein, daß Durchhalten die erste Voraussetzung des Sieges ist. Das sind die
Hände, die unseren Brüdern draußen im Feld und auf der See die Waffen
ichmieden, die in harter Arbeit unter Tag und vor dem Feuer, an Dreh-
bank und Schraubstock, in Fabriksaal und Schreibstube für den Krieg ihre