Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Erster Teil. (58a)

280 Veuisches Keich. (März 10.) 
rung Rumäniens zufallenden Lebensmittelmengen einen noch so erfreulichen 
Zuschuß bedeuten. Es bedarf daher aller Anstrengungen, einem Mangel 
an Arbeitskräften, Zugvieh, Maschinen und Düngemitteln entgegenzuarbeiten. 
Die Errichtung des Kriegsamts, das in der Lage ist, in Zusammen- 
arbeit mit dem Kriegsernährungsamt in dieser Richtung zu wirken, ist 
daher als ein Fortschritt auch für die Volksernährung zu begrüßen. 
10. März. (Berlin.) Klage der ehem. „Vorwärts“-Redak- 
teure. 
Die wegen Beteiligung am Boykott des „Vorwärts"“ entlassenen 
„Vorwärts“-Redakteure Däumig, John, Leid, Stadthagen, Ströbel und 
Wielepp werden mit ihrer bei dem Landgerichte 1, Berlin, angestrengten 
Klage gegen die offene Handelsgesellschaft „Vorwärts“, Buchdruckerei und 
Verlagsanstalt Paul Singer u. Co., den Geschäftsführer Richard Fischer 
als Prokurist des „Vorwärts“ und gegen sämtliche Mitglieder des Partei- 
vorstandes in vollem Umfange kostenpflichtig abgewiesen. 
Sie verlangten in ihrer Klage die Feststellung, daß ihre Entlassung 
als Redakteure des „Vorwärts“ nicht rechtswirksam ist, daß die F. Singer 
u. Co. verpflichtet sein soll, ihnen ihr Gehalt solange zu zahlen, bis ein 
von der gemäß § 25 des Organisationsstatuts der Soz. Partei Deutsch- 
lands bestellten Preßkommission und in Gemeinschaft mit dem Parteivor- 
stand gefaßter Beschluß dies nicht untersagt, ferner daß der F. Singer u. Co. 
und dem Parteivorstand bei Vermeidung einer vom Gericht festzusetzenden 
Strafe für jeden Fall der Zuwiderhandlung untersagt wird, sie in ihrer 
Tätigkeit als Redakteure des „Vorwärts“ zu stören. Endlich verlangten 
die Kläger, daß ihnen ihr Gehalt für Febr. und März 1917 gezahlt wird. 
10. März. (Preuß. Abgeordnetenhaus.) Zweite Lesung des 
Haushaltsplans der Eisenbahnverwaltung. 
Im Mittelpunkte der Debatte stehen die Frage einer Vereinfachung 
des Eisenbahnbetriebes durch Schaffung einer „Reichsbahn“" (im Anschluß 
an eine Schrift des Ministerialdirektors a. D. Kirchhoff), die Reichsver- 
kehrssteuer und die Frage einer Tariferhöhung. Sowohl die Mehr- 
zahl der Abgeordneten wie die Minister v. Breitenbach und Dr. Lentze 
sprechen sich entschieden gegen die Kirchhoffschen Pläne aus. 
Gegenüber den von verschiedenen Seiten erhobenen Klagen über 
ein Versagen des Eisenbahnwesens führt der Minister der öffent- 
lichen Arbeiten v. Breitenbach folgendes aus: Es ist gelungen, nicht bloß 
den außerordentlich starken Anforderungen, die der Aufmarsch der Armeen 
an uns stellte, sondern auch in den beiden Kriegsjahren 1915/16 allen An- 
forderungen der Heeresverwaltung und der inneren Wirtschaft standzu- 
halten. Für die Verkehrsschwierigkeiten und -sstörungen liegen außerordent- 
liche Ursachen vor, die nicht auf ein Verschulden der Verwaltung zurück- 
zuführen sind. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Unterbrechung des 
Apparates durch die notwendigen Ansprüche des Krieges und der Heeres- 
verwaltung. Diese Schwierigkeit können wir nur überwinden im innigen 
Busammenarbeieen mit der Heeresverwaltung. Ich darf feststellen, daß das 
eldeisenbahnwesen alles getan hat, um dieser Schwierigkeit Herr zu werden, 
aber ganz überwiegend steht es doch auf den Schultern der deutschen und 
nicht zuletzt der preußischen Eisenbahnen. Darin liegt nicht die geringste 
Herabminderung der großartigen Leistungen des Feldeisenbahnwesens. Ein 
Schreiben des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg vom 6. Dez. 1916 an 
mich bemerkt im Eingang, daß von der mir unterstehenden Verwaltung 
nichts versäumt worden ist, um voll gerüstet in den Krieg zu treten, und
	        
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