10 Bie F#rreichisch- ungerische Monarctzie. (Januar 11.—13.)
gelehnt haben, den Inhalt des Vorschlags der vier verbündeten Mächte
kennenzulernen.
Wenn die Gegner vor allem die Wiederherstellung der verletzten Rechte
und Freiheiten, die Anerkennung des Grundsatzes der Nationalitäten und
der freien Existenz der kleinen Staaten verlangen, so wird es genügen,
auf das tragische Geschick des irischen und des finnischen Volkes, die Ver-
nichtung der Freiheit und Unabhängigkeit der Burenrepublik, die Unter-
werfung Nordafrikas durch England, Frankreich und Italien und schließlich
die ohne Beispiel in der Geschichte dastehende Vergewaltigung Griechen-
lands hin3zuweisen. Die k. und k. Regierung stellt fest, daß sie und die
Regierungen der mit ihr verbündeten Mächte sich bereit erklärt hatten,
durch einen mündlichen Gedankenaustausch mit den feindlichen Regierungen
den Krieg zu beenden, und daß es lediglich von dem Entschluß der Gegner
abhing, ob der Friede angebahnt werden sollte oder nicht. Vor Gott und
der Menschheit lehnt sie die Verantwortung für den Fortgang des Kriegs
ab. Oesterreich-Ungarn und die mit ihm verbündeten Mächte aber werden
den Kampf in ruhiger Zuversicht und im Vertrauen auf ihr gutes Recht
weiterführen, bis ein Friede erstritten ist, der ihren eigenen Völkern Dasein,
Ehre und Entwicklungsfreiheit verbürgt und es allen Staaten Europas
ermöglicht, in voller Gleichberechtigung gemeinsam an der Lösung der
großen Kulturaufgaben zu arbeiten.
Die k. und k. Regierung beehrt sich, die gefällige Bermittlung Ew.
Exz. mit der Bitte in Anspruch zu nehmen, vorstehende Darstellung zur
Kenntnis Ihrer Regierung bringen zu wollen.
11. Jan. Besprechung des Ministerpräsidenten Grafen Clam-
Martinic mit einer Abordnung des Disch. Nationalverbandes.
Die Abordnung trägt das von ihrem Verbande im Einvernehmen
mit den Christlichsozialen aufgestellte Programm zur Neugestaltung Oester-
reichs und zur Sicherung des geregelten Parlamentsganges vor, worauf
der Ministerpräsident in großen Zügen das Regierungsprogramm darlegt
und versichert, daß eine Neuordnung der inneren Verhältnisse erfolgen
werde, den Zeitpunkt dafür könne er noch nicht angeben.
Am 12. Januar äußert sich der Ministerpräsident in gleicher Weise
gegenüber einer Abordnung des Tschechischen Verbandes.
13. Jan. (Cisleithanien.) Der Landespräfident in der Buko-
wina Geh. Rat Dr. Rudolf Graf v. Meran wird zum Statthalter
im Erzherzogtume Österreich ob der Enns ernannt.
13. Jan. (Kroatien.) Tagung der Vertrauensmänner der
kroatischen Parteien in Zara.
Es wird einmütig beschlossen, die Gefühle der unerschütterlichen Treue
und Ergebenheit der gesamten Bevölkerung Dalmatiens gegenüber dem
Kaiser und dem ganzen Hause Habsburg mit dem warmen Wunsche zum
Ausdrucke zu bringen, daß der Allmächtige seine edlen Bemühungen um
den siegreichen Frieden kröne; die Bewunderung und den wärmsten Dant
der gesamten Wehrmacht auszudrücken, die mit spartanischem Heroismus
Thron und Vaterland gegen den dreistesten fremden Angriff und gegen die
schändlichste Verhöhnung des nationalen Prinzips verteidigen; sich auf das
entschiedenste gegen jeden Raub des nationalen Besitzes und gegen jede
Zerstückelung der kroatischen und slovenischen Länder zu verwahren, deren
Verbleiben unter dem mächtigen Schutze der Herrscher aus dem Hause
Habsburg die Bedingung des nationalen Bestandes und der kulturellen