214 Die ãsterreitisq · nugarise Menarqhie. (Dezember 4. 7.)
fordere auf das allerentschiedenste, daß jeder Versuch, innere Probleme zum
Gegenstande von Konversationen zu machen, a limine zurückgewiesen wird.
Graf Julius Andrassy schließt sich den Ausführungen des Grafen
Tisza an. Er hält es für notwendig, daß auch seitens jener Parteien,
denen er angehört, eine ähnliche Erklärung abgegeben werden möge, damit
vor der öffentlichen Meinung im Lande und auch außerhalb der Landes-
grenzen vollständige Klarheit darüber herrsche, daß dies eine solche Frage
ist, in welcher es in Ungarn keinen Meinungsunterschied gibt.
Minister des Aeußern Graf Czernin erwidert: Ich bin den beiden
Rednern für ihre Anregung zu Dank verpflichtet, weil sie es mir ermög-
lichen, zu der von ihnen aufgeworfenen Frage sofort Stellung zu nehmen.
Insbesondere bin ich dem Grafen Tisza dankbar für den Schlußpassus
seiner Ausführungen, weil er es geradezu für selbstverständlich hingestellt
hat, daß über meine Haltung in dieser Sache kein Zweifel bestehen kann.
Es ist ganz selbstverständlich, daß die Regierung auf dem Standpunkte
steht, daß sie eine Einmischung in die internen Angelegenheiten Oesterreich-
Ungarns weder jetzt noch in der Zukunft jemals zugeben würde. Ich ver-
weise diesbezüglich auf denjenigen Passus der heutigen Thronrede, in wel-
chem Se. Maj. der König sagte: „Wir wollen Herren bleiben im eigenen
Hause.“ Ich konstatiere ferner, daß der österr. Ministerpräsident in einer
Erklärung, welche er vor einigen Tagen abgegeben hat, diesen Standpunkt
klipp und klar zum Ausdrucke gebracht hat. Ich verweise ferner darauf,
daß die österr. Delegation in ihrer absoluten Mehrheit gestern einen An-
trag eingebracht hat, welcher ebenfalls diesen Standpunkt festgenagelt hat.
Ich glaube also, daß ich in dieser selbstverständlichen Frage durch die er-
drückende Majorität beider hohen Delegationen unterstützt werde. (Lebh. Zust.)
Am 6. führt sodann Minister des Aeußern Graf Czernin im Ausw.
Ausschusse der Ungarischen Delegation weiter aus: Graf Andrassy
hat mit der von ihm erwarteten Wärme von dem deutschen Bündnisse ge-
sprochen und die Frage an mich gestellt, ob und wie weit wir in den
Kriegszielen mit Deutschland einig sind. Ich kann diese Frage in posi-
tivem Sinne beantworten. Wir sind einig mit Deutschland, und zwar auf
der Basis, die für Deutschland und für Oesterreich-Ungarn gilt, auf der
Basis des Verteidigungskrieges, einer Basis, die hier in dieser hohen Ver-
sammlung ungeteilte Zustimmung gefunden hat, welche im deutschen Reichs-
tag als Richtlinie für die Kriegsziele festgelegt wurde und welche Staats-
sekretär Dr. v. Kühlmann in einer seiner letzten Reden, meiner Ansicht nach,
sehr klar und deutlich präzisiert hat, indem er den Satz aussprach: „Es
gibt kein Friedenshindernis als Elsaß-Lothringen.“ Allerdings dürfen wir,
wenn wir unsere Situation mit der unseres deutschen Bundesgenossen ver-
gleichen, das eine nicht vergessen, daß wir uns in gewisser Beziehung in
einer besseren Situation befinden als er. Wir haben so gut wie unser
ganzes Territorium in unserem Besitze; Deutschlands Kolonien sind heute
in Feindeshand. Nun ist es selbstverständlich, daß Deutschland den Frieden
nicht wird schließen wollen und können, bevor es nicht sicher ist, seine
Kolonien zurückzuerhalten. Wenn mir nun von mancher Seite der Vor-
wurf gemacht wird, daß die Schwäche meiner Politik, welche sich im
Schlepptau Deutschlands befinde, und wie diese Phrasen sonst lauten, uns
5winge, den Krieg länger fortzusetzen, als es sonst der Fall wäre, ja daß
wir für deutsche Eroberungen kämpfen müßten, so setze ich diesen Argu-
menten ein kategorisches „Nein“ entgegen. Wir kämpfen für die Ver-
teidigung Deutschlands ebensogut wie Deutschland für die unsere. In
dieser Beziehung kenne ich keine territorialen Grenzen. Wenn jemand
fragt, ob wir für Elsaß-Lothringen kämpfen, so antworte ich: Jawohl,