Greßbritaunien. (Februar 2. 3.) 257
2. Febr. Einschränkung des Nahrungsmittelverbrauchs.
Der Nahrungsmittelkontrolleur richtet einen Aufruf an das
Bolk, es möge den Verbrauch von Nahrungsmitteln, insbesondere von Brot,
Weizenmehl und Zucker, auf höchstens vier Pfund Brot, zweieinhalb Pfund
Weizenmehl und dreiviertel Pfund Zucker für Kopf und Woche einschränken.
Er hoffe, die freiwillige Einschränkung werde sich als erfolgreich erzeigen,
müsse aber auf die Möglichkeit hinweisen, daß Zwangsmaßnahmen not-
wendig werden könnten. [Das englische Pfund hat 453 Gramm.]
3. Febr. Lloyd George zur Lage.
Premierminister Lloyd George führt in einer Versammlung der lib.
Partei in Carnarvon (Wales) folgendes aus: Die lib. Partei hat ein be-
sonderes Interesse an den Zielen, für die wir in diesem Kriege kämpfen. Eines
dieser Ziele ist, daß das Prinzip des internationalen Rechts die Grundlage
des internationalen Friedens ist. Ein anderes ist die Lehre, daß die Türken
unfähig sind, irgendeine andere Rasse gerecht zu regieren, und nicht ein-
mal ihre eigene Rasse gut regieren können. Die neue englische Regierung
ist ein Experiment und ist ziemlich klein, aber man darf sich nicht ein-
bilden, daß kleine Männer oder kleine Regierungen weniger tüchtig sind.
Zum ersten Male ist Erfolg im Geschäft dem Erfolg in der Politik gleich-
gestellt worden, um Anspruch auf ein hohes Amt zu begründen. Erfahrene
Männer sind in der Verwaltung versammelt. Die Munitionsherstellung
hat alle technischen Quellen des Landes mobil gemacht.
Mit Bezug auf die wachsende Bedrohung durch Deutschlands sec-
räuberische Pläne sagt der Premierminister, er wünsche, daß die Nation
sich klar werde, was dieser jüngste Schritt Deutschlands wirklich bedeute.
Es sei ein Fortschreiten auf dem Wege vollkommener Barbarei: das Ab-
werfen der letzten Hülle der Zivilisation. Es sei der Barbar in seiner an-
geborenen Wildheit. Jetzt müsse er auch vor den nachsichtigsten Neutralen
enthüllt dastehen. Von nun ab werde er keine Flagge achten als die schwarze
Flagge. Der Feind habe der großen Republik des Westens das liebens-
würdige Angebot gemacht, zu gestatten, daß Personendampfer einmal wöchent-
lich nach England fahren dürften. Habe es jemals eine solche Unverschämt-
Heit gegeben? Dies grenze fast an Wahnsinn, aber wir werden damit
ertig werden. Die Gefahr ist groß, kann aber durch große Energie, Mut
und Entschlossenheit überwunden werden. Ein großes Volk wie die britische
Nation muß die Regierung mit Geld-, Arbeit= und Landopfern unterstützen,
dann werden wir in unserem Kampfe auf Leben und Tod mit diesen De-
sperados durchhalten, aber nicht ehe wir willens sind, Opfer zu bringen.
Der Feind hat den Schritt getan, weil er der Verzweiflung nahe ist. Er
weiß, daß die Hilfsmittel der Alliierten so sind, daß sie einen völligen Sieg
zu Lande bedingen. Ein Friede ohne Sieg würde keinen Frieden bedeuten,
sondern eine Ruhepause, um dem Feinde Zeit zu geben, sich zu erholen.
Der Feind würde sich vorbereiten und Nahrungsmittel und Rohstoffe auf-
häufen, damit Deutschland das nächste Mal nicht durch die Blockade in
seiner Lebenskraft getroffen würde. Wenn wir die Achtung vor dem preu-
ßischen militärischen Götzen einmal zerstören, kann sie nicht wieder aufge-
richtet werden. Die Deutschen können Schwärme von U--Booten und Flug-
zeugen herstellen, um über die Blockade hinwegzukommen, aber wenn sie
das Vertrauen in die Armee verlieren, so kann das nicht wieder hergestellt
werden. Wir müssen beweisen, daß der preuß. Baal ein falscher Gott ist.
Wir müssen ihnen zeigen, daß er Hungersnot in ihr Land gebracht hat,
daß er sich selbst nicht schützen kann, geschweige denn sie. Es ist notwendig,
daß unser Volk mit seinen großen Alliierten die Wahnidee des preußischen
Europäischer Geschichtskalender. LVIII#. 17