Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

daß die Ausführungsbestimmungen der 3E. nicht beachtet seien und 
daß die Bestellung in vorschriftsmäßiger Einteilung wiederholt werden 
müsse. Das geschah sofort, und nun verging abermals ein Monat, ehe 
die Stadt endlich im Besitz der Ware war. 
Schon sehr bald mußte die Stadt die Erfahrung machen, daß die von 
der 3E. gelieferten Waren, wenn man sich von ihrer Beschaffenheit 
nicht durch eine Probesendung überzeugt hatte, nicht selten minderwertig 
waren und durchaus unpfleglich und unsachgemäß behandelt wurden. So 
war z. B. im Oktober 1915 eine Sendung Heringe so minderwertig, daß 
sie der Bevölkerung nicht angeboten werden konnte. — Zur selben 
Zeit bestellte der Magistrat bei der 3E#G. einen Waggon Kochäpfel. Die 
Ware kam aus dem Aheinland, unbedeckt im offenen Wagen und hatkte 
bei der Anhunft durch Frost und Schnee schwer gelitten; außerdem waren 
die Aepfel großenteils minderwertig und klein wie Wallnüsse. Der 
Magistrat versuchte, mit Rüchsicht auf den Minderwert der Ware einen 
Preisnachlaß zu erzielen, doch waren alle Bemühungen vergebens. 
Freilich war man schon damals gezwungen, im Werkehr mit der 
ZE. sehr nachsichtig zu sein, denn Ware anderweitig zu bekommen, fiel 
außerordentlich schwer. Ein Beispiel: im November 1915 legte der 
Regierungspräsident der Stadt nahe, ihren Bedarf an Zwiebeln beim 
Landrat in Calbe anzumelden; als Marktpreis wurde der Betrag von 
6,25 4 je Ztr. genannt. Das entsprechende Schreiben des Magistrats 
wurde von Calbe weitergeleitet an den Kommissionär des Kreises Wanz- 
leben; der wollte auf den gebotenen Preis nicht eingehen und schlug 
dirente Verhandlungen mit dem NRegierungspräsidenten in Magdeburg 
vor. Die Anfrage wanderte weiter an den Kreis OQuedlinburg, der nichts 
liefern konnte, aber wenigstens einen anderen Lieferanten in Cochstedt 
vorschlug. Das war immerhin mehr, als der Negierungspräsident in 
Magdeburg wußte, der Stolp auf direbte Verhandlungen mit den Krei- 
sen Wanzleben und QOuedlinburg verwies! Endlich kam ein Telegramm 
des ersten Kommissionärs, daß ein Waggon verladen sei, aber nun koste-- 
ken die Zwiebeln 13 je Ztr. 
Es würde zu weit führen, hier alle die Waren aufzuführen, die die 
Stadt damals von der 3E. bezogen hat. Man muß aber schon hier an- 
merken, daß mit der bisherigen Regelung die kleinen Kaufleute keines- 
wegs zufrieden waren. Sie stellten im November 1915 den Antrag, sie 
ebenso wie die größeren Geschäfte an den Lieferungen der 3E. direkt 
zu beteiligen, weil es ja in das Belieben der größeren Händler gestellt 
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