Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

freien Verfügung überlassen werden sollten. Damit hätte ja für den 
gesunden Menschenverstand die Sache erledigk sein können. Die maßge- 
benden Stellen dachten darüber anders; war das Geschäft mit der Hafer- 
kleie einmal angefangen, mußte es auch zu Ende geführt werden, ohne 
Rücksicht auf die vergeudete Zeit und Mühe. Also wurde so getan, als 
wenn die Freigabebestimmung nicht vorhanden wäre. Stolp hatte der 
Bezugsvereinigung 96 Ztr. Haferkleie überlassen, mußte sie ihr also auch 
in Rechnung stellen; allerdings enkhielt die Rechnung den kleinen Ver- 
merk, daß der Betrag nicht zu zahlen sei. Daraufhin zahlte die Bezugs- 
vereinigung ehrlich die geforderten 624 A1 an den Magistrat Stolp, und 
Stolp überwies diese selben 624 an die DH. für die von ihr erhalte- 
nen 96 Ztr. Haferkleie. Damit war zwar viel Arbeit umsonst getan, aber 
die Sache doch wenigstens buchmäßig so in Ordnung gebracht, daß sie 
jeder Nachprüfung Stich halten konnte. 
Von solchen Unannehmlichkeiten abgesehen, wickelte sich die Futter- 
mittelwirtschaft verhältnismäßig reibungslos ab, soweit wenigstens die 
damit betrauten Dienststellen beim Magistrat in Frage kamen. Der 
Verbraucher und vor allem der Erzeuger von Futtermitteln hatte doch 
manchmal schwer unter dem Druck der Bestimmungen zu leiden. Allein 
die im September 1915 ergangene Bestimmung, daß alle privaten 
Schrotmühlen von der Polizei plombiert werden sollten, hat viel böses 
Blut gemacht; es war immerhin nicht leicht, dem Landwirk begreiflich 
zu machen, daß er das aus eigenem Drusch gewonnene Hinterkorn nicht 
wie bisher selbst verschroten dürfe, sondern abliefern müsse, daß noch 
nach dem Kriege, wenn er wirklich einmal die Erlaubnis bekam, für sich 
zu schroten, ein Polizeibeamter beim Schroken dabeistehen und nach 
Beendigung der Arbeit die Schrotmühle wieder plombieren mußte. 
Mengenmäßig war die Futterversorgung im ganzen wohl mehr als 
ausreichend. Wir erinnern uns aus dem Kapitel über die Brotversor- 
gung, daß die Stadt dem Landkreis anstelle der zuständigen Kleie recht 
erhebliche Futtermengen geliefert hat, die sie im eigenen Betrieb nicht 
verwenden konnte. Im Mai 1916 konnte der Magistrat es sich sogar 
leisten, auf eine Lieferung von 96 Ztr. Kleie „Zzu Gunsten bedürftigerer 
Kommunalverbände“ zu verzichten. 
Daß trotz dieser günstigen Lage der Magistrat durch die Futtermit- 
telbewirkschaftung sehr viel Arbeit hatte, ist selbstverständlich. Allein 
schon die regelmäßigen Lieferungen mit der umständlichen Rechnungs- 
legung bedingten, daß dauernd eine besondere Hilfskraft gehalten wer- 
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