freien Verfügung überlassen werden sollten. Damit hätte ja für den
gesunden Menschenverstand die Sache erledigk sein können. Die maßge-
benden Stellen dachten darüber anders; war das Geschäft mit der Hafer-
kleie einmal angefangen, mußte es auch zu Ende geführt werden, ohne
Rücksicht auf die vergeudete Zeit und Mühe. Also wurde so getan, als
wenn die Freigabebestimmung nicht vorhanden wäre. Stolp hatte der
Bezugsvereinigung 96 Ztr. Haferkleie überlassen, mußte sie ihr also auch
in Rechnung stellen; allerdings enkhielt die Rechnung den kleinen Ver-
merk, daß der Betrag nicht zu zahlen sei. Daraufhin zahlte die Bezugs-
vereinigung ehrlich die geforderten 624 A1 an den Magistrat Stolp, und
Stolp überwies diese selben 624 an die DH. für die von ihr erhalte-
nen 96 Ztr. Haferkleie. Damit war zwar viel Arbeit umsonst getan, aber
die Sache doch wenigstens buchmäßig so in Ordnung gebracht, daß sie
jeder Nachprüfung Stich halten konnte.
Von solchen Unannehmlichkeiten abgesehen, wickelte sich die Futter-
mittelwirtschaft verhältnismäßig reibungslos ab, soweit wenigstens die
damit betrauten Dienststellen beim Magistrat in Frage kamen. Der
Verbraucher und vor allem der Erzeuger von Futtermitteln hatte doch
manchmal schwer unter dem Druck der Bestimmungen zu leiden. Allein
die im September 1915 ergangene Bestimmung, daß alle privaten
Schrotmühlen von der Polizei plombiert werden sollten, hat viel böses
Blut gemacht; es war immerhin nicht leicht, dem Landwirk begreiflich
zu machen, daß er das aus eigenem Drusch gewonnene Hinterkorn nicht
wie bisher selbst verschroten dürfe, sondern abliefern müsse, daß noch
nach dem Kriege, wenn er wirklich einmal die Erlaubnis bekam, für sich
zu schroten, ein Polizeibeamter beim Schroken dabeistehen und nach
Beendigung der Arbeit die Schrotmühle wieder plombieren mußte.
Mengenmäßig war die Futterversorgung im ganzen wohl mehr als
ausreichend. Wir erinnern uns aus dem Kapitel über die Brotversor-
gung, daß die Stadt dem Landkreis anstelle der zuständigen Kleie recht
erhebliche Futtermengen geliefert hat, die sie im eigenen Betrieb nicht
verwenden konnte. Im Mai 1916 konnte der Magistrat es sich sogar
leisten, auf eine Lieferung von 96 Ztr. Kleie „Zzu Gunsten bedürftigerer
Kommunalverbände“ zu verzichten.
Daß trotz dieser günstigen Lage der Magistrat durch die Futtermit-
telbewirkschaftung sehr viel Arbeit hatte, ist selbstverständlich. Allein
schon die regelmäßigen Lieferungen mit der umständlichen Rechnungs-
legung bedingten, daß dauernd eine besondere Hilfskraft gehalten wer-
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