Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

unter Zugrundelegung der zulässigen Mengen 2450 Ztr. gebraucht wür- 
den, während nur rund 1000 Ztr. vorhanden seien! 
Für die Ernte aus 1917 wurde Stolp von der Heulieferung befreit, 
ebenso für 1918. Trotdem versuchte der Magistrat in einer Bekannt- 
machung vom Juni 1918 zu erreichen, daß überschüssige Heumengen für 
kriegswirtschaftliche Betriebe abgeliefert würden. Es ist bezeichnend für 
die damals herrschende Futternot, daß sich niemand meldele; der Bauer 
war ja im eigensten Interesse gezwungen, auch die kleinste verfügbare 
Futtermenge zurückhzuhalten, um seinen Wiehbesktand wenigstens nokdürf- 
tig ernähren zu können. 
Im August 1917 wurde auch von der zuständigen Behörde der Ver- 
such gemacht, von Stolp eine Strohlieferung von 1000 Ztr. beizutreiben, 
die auf die Betriebsinhaber umgelegt werden sollte. An sich ist diese An- 
gelegenheit nicht wichtig, weil kein Stroh da war und die Lieferung des- 
halb auf einen von 40 Ackerbürgern unterzeichneten Antrag hin erlassen 
wurde. Sie gab aber Anlaß zu einem jener Kompetenzkonflikte, auf die 
schon früher einmal hingewiesen wurde; das stellvertrekende General- 
kommando in Stettin hatte nämlich eine Verfügung erlassen, daß die 
Ausfuhr von Stroh nur mit Genehmigung der Kommunalverbände ge- 
stattet sein sollte. Das Generalkommando in Danzig aber hatte gegen 
eine solche Verfügung rechtliche Bedenken, weil sie die Befugnisse der 
Generalkommandos überschritte und verbot für seinen Bereich die Befol-- 
gung jener Verfügung, sodaß erst der Regierungspräsident eine entspre- 
chende Anordnung erlassen mußte, um Ordnung in die Sache zu bringen. 
Auch im Herbst 1918 wurde wieder der Versuch gemacht, eine Stroh- 
lieferung von Stolp zu erzwingen und zwar, wie wir das schon öfter ge- 
sehen haben, unter Zugrundelegung der Gesamtbodenfläche, ohne zu be- 
rüchsichtigen, daß die Hälfte des Bodens von Kreiseingesessenen bewirt- 
schaftet wurde und für die städtischen Lieferungen ausfiel. Der Magistrat 
mußte wieder einmal in einem ausführlichen Bericht auf diese Verhält- 
nisse hinweisen und um Befreiung bitten, wie schon so oft auf fast allen 
Gebieken der Zwangswirtschaft. Die Erledigung dieses Berichts scheint 
durch die Revolution in Vergessenheit geraten zu sein, denn wir hören 
von Skrohlieferungen nichks weiter. 
9. Brennstoffe. 
Es ist nicht ganz leicht, das Gebiet der Versorgung mit Brennskof- 
fen zusammenfassend wieder aufzubauen, weil die dazu gehörigen Akten 
9. 131
	        
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