Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

trischen Stroms erlassen wurden, braucht nicht besonders erwähnt zu 
werden. 
Den Abschluß der Neuordnung bildete ein Vorschlag des Leiters der 
OKS., die Verteilung des Hausbrands insoweit auf eine breitere Grund- 
lage zu stellen, als sie einem vom Magistrat unabhängigen Ausschuß über- 
kragen werden sollte. Der Magistrat war einverstanden, und der sog. 
Kohlenausschuß wurde gebildet aus 2 Magistratsmitgliedern, 2 Stadt- 
verordneten, 2 Bäckhern, 2 Fleischern, 2 Gewerbetreibenden, 2 Kaufleu- 
ken, 1 Gastwirt und 1 Landwirt. Ob dieser Ausschuß zweckhmäßig war 
und überhaupt nußhbringende Arbeit geleistet hat, erscheint fraglich. Es 
steht nur fest, daß er bis zum Kriegsende insgesamt 4 mal zusammenge- 
kreten ist. 
Weikere wesentliche Sparmaßnahmen konnten nicht getroffen wer- 
den. Es erreichte keine wesentliche Kohlenersparnis, daß der Magistrat 
die Straßenbeleuchtung auch im Winter auf insgesamt 8 elektrische Lam- 
pen einschränken ließ (eigentlich sollten es nur 5 sein!l). Wirkungsvoller 
war wohl eine andere, von der Kriegsamtsstelle Stettin angeregten Maß- 
nahme, alle Bächereien zu schließen, deren Wochenverbrauch unker 15 Ztr. 
blieb: hier wurde im Einvernehmen mit der Innung beschlossen, zwar von 
der Schließung abzusehen, aber alle Bächereien nur an 4 Tagen der 
Woche arbeiten zu lassen. 
Im Winter 1917/18 wurde die Kohlenbelieferung wieder sehr mangel- 
haft. Schon im Januar 1918 belief sich die Kohlenzufuhr für die Gasan- 
stalt nur auf 53 0% des vorjährigen Bedarfs, und es drohte Stillegung des 
Betriebes, weil durchaus keine Kohlen herankamen; hätte nicht im let- 
ten Augenblick die Kriegsamtsstelle in Danzig aus dem Marinekohlen- 
lager in Stolpmünde 400 Ztr. gegeben, wäre die Gasversorgung der Stadt 
ins Stochen geraten. Im Februar schloß die Milchzuckerfabrik aus Koh- 
lenmangel, und nur mit Mühe konnte eine Stillegung der Holzbearbei- 
tungsfabriken und vor allem der Moltkerei, des lebenswichtigsten Betrie- 
bes der Stadt, verhindert werden. 
Zu Ende des Winters wurden bereits die ersten Schritte unternom- 
men, die Brennstoffversorgung für den kommenden Winter 1918/19 
sicherzustellen. Damals regte die Stadtverwaltung von Danzig an, alle 
Städte des Ostens, die mit Kohlen gleichmäßig schlecht beliefert würden, 
sollten einen gemeinsamen Schritt beim Reichskommissar unternehmen, da 
Anträge einzelner Orte erfahrungsgemäß nichts nutzten. Stolp stimmte 
dieser Anregung zu, und es fand auch in Danzig eine gemeinsame Bespre- 
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