kräge in die Brotbücher, scheinen den Bächern beträchtliche Schwierig-
keiten gemacht zu haben. Wenigstens hören wir immer wieder aus den
Akten, daß die Bäcker oder doch einzelne Bäcker mit der Aufgabe nicht
fertig wurden und vor allen Dingen Brot ohne Marken oder auf noch
nicht gültige Marhken abgaben; sicher nicht aus böser Absicht, sondern
aus rein menschlichem Mitgefühl mit den Kunden, die mit ihrem Brot
schlecht gewirtschaftet hatten und nun vom Bäcker Hilfe aus dringender
Not erwarteten. Daß der Magistrat dagegen mit Strafen einschreiten,
wiederholt sogar die vorübergehende Schließung einer Bächkerei verfügen
mußte, wird ihm nicht immer leicht gefallen sein.
Offensichtlich sehr viel schwerer wurde es den Bächern, sich den
immer neuen Aufgaben anzupassen, die das wechselnde Ausmahlungs-
verhältnis des Getreides und die wechselnden Strechungsmittel ihnen
stellten. Kein Bäcker hatte ja gelernt, ein Brot aus einem zu 94 c%
ausgemahlenen Mehl herzustellen oder einen 10 cq igen Zusatz von
Frischkartoffeln zu verwenden, und so nehmen die Klagen über diese
Dinge kein Ende. Schon im August 1915 kam eine Beschwerde, daß
es nicht möglich sei, aus 5 Pfd. Mehl 7 Semmeln zu je 75 gr herzu-
stellen, daß man dazu vielmehr mindestens 450 gr Mehl haben müsse.
Der Magistrat bewilligte 400 ar, stellte dann aber durch eine Umfrage
fest, daß an anderen Orten überall verschiedene Zahlen angegeben wur-
den: 1 Pfd. Brot ließ sich demnach mit 335—360 gr Mehl herstellen,
ein Pfd. Semmel mit 360—420 gr. Ein ebenso unklares Ergebnis hatte
der Magistrat, als ein Jahr später die Bäcker behaupketen, daß bei dem
zu 94 ausgemahlenen Mehl aus einem Ztr. Mehl sich nur 129 Pfd.
Brot herstellen ließen und er wieder eine Umfrage veranstaltete. Danach
wurden in anderen Städten aus einem Zir. Mehl zwischen 125 und 136
Pfd. Brot hergestellt, sodaß er sich für einen Mittelweg entschied und
den Bäckern aufgab, 132 Pfd. Brot aus dem Ztr. Mehl zu erbacken.
Mehrfach in den ersten Kriegsjahren wandte der Magistrat sich in
Zeikungsartikeln und persönlichen Ansprachen an das vaterländische
Empfinden der Bäcker, um eine genaue Befolgung der erlassenen
Bestimmungen zu erzielen. Einen vollen Erfolg hatte er nicht immer,
zumal die Preisbildung für Brot immer nur sehr zögernd und verspätekt
erfolgte und so die Bäcker nicht ganz selten Grund hatten, sich ekwas
benachteiligt zu fühlen. Wenn auch längere Zeit hindurch der Magi-
strat den Bäckhern das Mehl unter dem Höchstpreis abgab, um den Brot-
preis auf erträglicher Höhe zu halten, so war diese Maßnahme doch
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