Vierzehn Jahre sind seit dem Ende des Weltkrieges vergangen, und
ein Geschlecht wächst heran, das von dem Geschehen jener Jahre aus
eigener Anschauung nichts weiß; Hunger und Arbeitslosigkeit gehen
durch unser Land, und je schärfer die Not wird, um so lebhafter stoßen
die widerstreitenden Meinungen auf politischem Gebiet aufeinander, um
so stärker wird auch der Gegensah der wirtschaftspolitischen Anschauun-
gen, die von einem Exkrem zum anderen schwanken. Da ist es vielleicht
nützlich in einer Zeit, die die Seuche des Materialismus noch nicht über-
wunden hat und in der immer noch die geschichtslose, überlieferungs-
feindliche Betrachtungsart der Dinge eine große Nolle spielt, gerade
jener jungen Generation an einem Beispiel der jüngsten Vergangenheit
vor Augen zu führen, wie sich eine Wirtschaftsform, die, um einen ganz
neuzeitlichen Ausdruck zu gebrauchen, der Kollektivwirtschaft sehr nahe
steht, gestaltet und auf die Lebensführung des Einzelnen ausgewirkt hat.
Diesem Ziel sollen die nachstehenden Ausführungen dienen.
Es wäre ja an sich eine fesselnde Aufgabe, einmal im Zusammen-
hang zu schildern, wie sich überhaupt zur Kriegszeit das Leben in der
Heimat abgespielt hat, wobei die Frage nach der Geburtenhäufigkeit, der
Sterblichkleit der Heimatbevölkerung, der Einkommensverhälltnisse der
frei schaffenden Stände vielleicht noch nicht einmal die wichtigste wäre,
denn das, was auf diesem Gebiet bereits vorliegt, scheint billigen Anfor-
derungen nicht immer zu entsprechen. Der Aufgabenkreis derartiger
Arbeiten wäre aber so umfassend, daß es zwechmäßiger erscheint, sich
hier auf Weniges zu beschränken, aus dem sich ohne Ermüdung des
Lesers ktrotz des an sich krockenen Stoffes noch Interessantes und dabei
Wesentliches herausschälen läßt.
Es gibt nun Menschen — und ihrer sind gar nicht wenige — die
da sagen: „laßt uns nur mit dem Krieg in Ruhe; wir sind froh, daß wir
ihn überstanden haben und wollen um Himmelswillen nicht auch noch
mit Büchern über den Krieg belästigt werden!“ Sich mit solchen Ansich-
ten auseinanderzusetzen, ist ein fruchtloses Beginnen, denn wer einmal
einen solchen Standpunkt eingenommen hak und verteidigt, ist unbelehr-
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