Vot in Stolp herrsche und niemand einsehen könne, weshalb Stolp als
einzige kreisfreie Stadt in Ostpommern auch die einzige sein solle, die
Hunger leide.
Im Juli 1917 waren die Zufuhren so mangelhaft, daß zeitweise
Brot und Haferflocken anstelle von Kartoffeln gegeben werden mußten.
Im August, mit Beginn der Frühkartoffelernte, wurden die Zufuhren
wieder besser, sodaß schon im September wieder 7 Pfd. wöchentlich gege-
ben werden konnten. Merkwürdigerweise war auch diesmal mit dem
Kreise Saatzig, dem ersatzweise die Lieferung für Stolp übertragen war,
nicht recht zu verkehren. Zwar war die gelieferte Ware einwandsfrei,
aber Saatig hielt es für richtig, seine Kartoffeln in Kisten zu schichen
und berechnete für jede Kiste 3 „, sodaß Stolp mit erheblichem Zuschuß
bätte arbeiten müssen.
In dieser Zeit sah sich das stellvertretende Generalkommando in
Danzig veranlaßt, den Schriftverbehr der Stadt Stolp zu vermehren.
Erst kam die Aufforderung des Kriegsamts, durch das Garnisonkom-
mando wöchentlich über die Vorräle an Speisekartoffeln, die Höhe der
Kopfportion und der Zulagen und schließlich über die Aussichten der An-
lieferung zu berichten. Eine Woche später wurde die Anordnung zurüchkh-
genommen und dafür wöchentliche Meldung an das Generalkommando
nach einem vorgeschriebenen Muster befohlen. Mit dem 8. 9. 17 kam
auch diese Meldung in Fortfall, ohne daß man jemals erfahren hat, wel-
chen Zwechken sie dienen sollte.
Hier ist vielleicht ein kurzes Wort über das stellvertretende Gene-
ralkommando am Dlatze. Bekanntlich hatte während des Krieges jedes
stellv. Generalbommando für seinen Bezirk nahezu diktatorische Befug-
nisse auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Nun wollte es das Un-
glüch, daß Stolp militärisch dem stellv. Generaltommando in Danzig
unterstellt war, und immer wieder kam es vor, daß Danzig andere An-
ordnungen traf als Stektin, zu dem Stolp doch verwaltungsmäßig
gehörte, nicht gerade immer zum PVorteil der Stadt und ihrer Einwoh-
ner. Wir werden diesem eigenartigen Verhälktnis vielleicht später noch
öfter begegnen.
Im Spätsommer 1917 begannen, wie auch im Vorjahr, die Verhand-
lungen mit dem Landkreis wegen der Lieferung der nötigen Kartoffeln.
Diesmal beabsichtigte die Stadt, neben dem bewährken Bezugsscheinver--
fahren mit einzelnen Gütern Lieferungsverträge auf Kartoffeln abzu-
schließen, um ihren Bedarf sicher in die Hand zu bekommen. Der Kreis-
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