Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

Vot in Stolp herrsche und niemand einsehen könne, weshalb Stolp als 
einzige kreisfreie Stadt in Ostpommern auch die einzige sein solle, die 
Hunger leide. 
Im Juli 1917 waren die Zufuhren so mangelhaft, daß zeitweise 
Brot und Haferflocken anstelle von Kartoffeln gegeben werden mußten. 
Im August, mit Beginn der Frühkartoffelernte, wurden die Zufuhren 
wieder besser, sodaß schon im September wieder 7 Pfd. wöchentlich gege- 
ben werden konnten. Merkwürdigerweise war auch diesmal mit dem 
Kreise Saatzig, dem ersatzweise die Lieferung für Stolp übertragen war, 
nicht recht zu verkehren. Zwar war die gelieferte Ware einwandsfrei, 
aber Saatig hielt es für richtig, seine Kartoffeln in Kisten zu schichen 
und berechnete für jede Kiste 3 „, sodaß Stolp mit erheblichem Zuschuß 
bätte arbeiten müssen. 
In dieser Zeit sah sich das stellvertretende Generalkommando in 
Danzig veranlaßt, den Schriftverbehr der Stadt Stolp zu vermehren. 
Erst kam die Aufforderung des Kriegsamts, durch das Garnisonkom- 
mando wöchentlich über die Vorräle an Speisekartoffeln, die Höhe der 
Kopfportion und der Zulagen und schließlich über die Aussichten der An- 
lieferung zu berichten. Eine Woche später wurde die Anordnung zurüchkh- 
genommen und dafür wöchentliche Meldung an das Generalkommando 
nach einem vorgeschriebenen Muster befohlen. Mit dem 8. 9. 17 kam 
auch diese Meldung in Fortfall, ohne daß man jemals erfahren hat, wel- 
chen Zwechken sie dienen sollte. 
Hier ist vielleicht ein kurzes Wort über das stellvertretende Gene- 
ralkommando am Dlatze. Bekanntlich hatte während des Krieges jedes 
stellv. Generalbommando für seinen Bezirk nahezu diktatorische Befug- 
nisse auch in wirtschaftlichen Angelegenheiten. Nun wollte es das Un- 
glüch, daß Stolp militärisch dem stellv. Generaltommando in Danzig 
unterstellt war, und immer wieder kam es vor, daß Danzig andere An- 
ordnungen traf als Stektin, zu dem Stolp doch verwaltungsmäßig 
gehörte, nicht gerade immer zum PVorteil der Stadt und ihrer Einwoh- 
ner. Wir werden diesem eigenartigen Verhälktnis vielleicht später noch 
öfter begegnen. 
Im Spätsommer 1917 begannen, wie auch im Vorjahr, die Verhand- 
lungen mit dem Landkreis wegen der Lieferung der nötigen Kartoffeln. 
Diesmal beabsichtigte die Stadt, neben dem bewährken Bezugsscheinver-- 
fahren mit einzelnen Gütern Lieferungsverträge auf Kartoffeln abzu- 
schließen, um ihren Bedarf sicher in die Hand zu bekommen. Der Kreis- 
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