Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

Muster anzulegende Kartoffelliste eintragen; auch beim Einmieten sollte 
das Gewichk der gelagerten Menge genau festgestellt und verbucht wer- 
den. Bei Abschluß dieser für manchen Bauer nicht ganz einfachen Indi- 
vidualerhebung wurde ein Gesamtertrag von 41 176 Ztr. ermittelt. Dar- 
aufhin erging ein Telegramm der RéK. von nicht weniger als 146 Wor- 
ten, das von einer im größten Maßstab betriebenen Verheimlichung der 
Vorräte sprach und eine nötigenfalls mit militärischer Hilfe vorzuneh- 
mende NRevision anordnete. Diese Revision ergab eine Erhöhung des 
Gesamtertrages um 20 e, was die Stadt darauf zurückführte, daß bei 
Abschluß der ersten Erhebung die Ernte noch nicht beendet gewesen sei. 
Inzwischen waren der Stadt durch den Kreisausschuß einige Güter 
zur Kartoffelbeschaffung zugewiesen worden. Während noch Verhand- 
lungen über die Höhe des nötigen „Aufbewahrungszuschusses“ liefen, 
wurde von der RK. angeordnet, daß Verträge nur zwischen der Ueber- 
schuß- und der Bedarfsstelle geschlossen werden dürften, sodaß der Magi- 
strat sich der „Notwendigkeit, mit Erzeugern Lieferungsverträge zu 
schließen, enthoben sah“. Aachdem die Lieferungen auf Bezugsscheine 
beendet waren, sah sich die Stadt aber doch genötigt, wegen einer Art 
Lieferungsvertrag für den ihr zustehenden ZRest an den Kreisausschuß 
heran zutreten. Wieder war die Aufbewahrungsgebühr der Stein des 
Anstoßes. Nachdem der Kreisausschuß hier zuerst eine von 1,50—2 4 
steigende Gebühr verlangt hatte, einigte man sich schließlich dahin, daß 
die Gebühr je Ztr. bis 15. 3. 18 0,75 41(, darüber hinaus 1 4 betragen 
sollte. Hieraus ergab sich bei einem Erzeugerhöchstpreis von 5,50 41 zu- 
sammen mit den sonstigen Zuschlägen ein Verkaufspreis von 8 4. 
je Zentner. 
Im April 1918, als die Keller leer und die Mieten zum großen Teil 
erschöpft waren, wandte sich der Magistrat wieder um Lieferungen an 
den Landkreis, wurde aber abgewiesen mit der Behauptung, daß wohl- 
habende Einwohner Mehrmengen über den gesehlichen Bedarf hinaus 
bezogen hätten und daß kein Bedürfnis nach stärkerer Belieferung vor- 
liege, solange keine Feststellungen in dieser Richtung getroffen seien. Da- 
bei waren in der Stadt dauernd 6 Kontrollkommissionen unkerwegs, die 
die Kartoffelvorräte der einzelnen Bürger nachprüfen mußten:; außer- 
dem waren die Bezugsscheine nicht einmal voll beliefert worden, sodaß 
der Kreisausschuß Bezugsscheingebühren für 700 nicht gelieferte Ztr. 
bezogen hatte. Erst nach Wochen gelang es, den Kreisausschuß zu wenn 
auch unregelmäßigen Lieferungen zu veranlassen. Im übrigen ging die 
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