der Vorräte, der Einkauf an den städtischen Stellen — zuletzt neben dem
Feuerwehrhaus auch in der Reitbahn — sehr viel Unbequemlichkeiten
und Aerger mit sich gebracht haben, liegt auf der Hand, doch scheint
gerade die Kartoffelversorgung, wohl wegen der den Friedensverhältnis—-
sen angenäherten Art, von allen Zweigen der Zwangswirtschaft die ge-
ringste Unzufriedenheit bervorgerufen zu haben. Beschwerden gab es
wohl oft, aber bei der entgegenkommenden Art des Magistrats, der die
von ihm gelieferten Kartoffeln gern umtauschte, konnte größerer Aerger
nicht aufkommen.
Ein Abschluß des „Karkoffelkontos“ liegt in den Akten nicht vor.
3. Fleisch.
Vährend des ganzen Krieges ist das Bild keiner Berufsklasse so
sehr „von der Parteien Haß und Gunst verzerrt“ worden als das der
Fleischer und auf keinem Gebiet der Zwangswirtschaft haben sich soviel
Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten ergeben, wie gerade auf dem der
Fleischversorgung. Wir glauben uns deshalb berechtigt, dies Gebiet be-
sonders eingehend zu behandeln, zumal es die inneren Schwierigkeiten
einer Zwangsbewirtschaftung am klarsten aufzeigt.
Bereits im zweiten Kriegsmonat wurde in der Presse wiederholt
darüber geklagt, daß seit Kriegsbeginn die Fleischpreise unangemessen
hoch seien, sogar 10—20 HPfg. höher als in Berlin, und im November
1914 mußte der Magistrat amtlich feststellen, daß die Fleischer in Stolp
ihre Ware durchweg um 5—20 Dsg. höher berechneten als ihre Berufs-
genossen in Köslin. Der Oberbürgermeister versuchte eine persönliche
Einwirkung auf den Vorstand der Fleischerinnung und erreichte auch
das Versprechen, daß in Zuhunft die Preise den Köslinern angepaßt
werden würden, aber krotzdem hörten die Klagen über zu hohe Fleisch--
preise nicht auf. Schon im Januar 1915 gab ein Ungenannter (der Magi-
strat?) im örtlichen Teil der Zeitung für Hinterpommern der Anisicht
Ausdruck, daß bei Fortdauer der hohen Preise für Schweinefleisch in
absehbarer Zeit mit der Einführung der Zwangswirtschaft gerechnet
werden müsse! Diese letztere Bemerkung lockte freilich einen anderen
Kenner der Verhältnisse auf den Plan, der an der gleichen Stelle „von
unterrichleter Seite“ mitteilen ließb, daß an die Festsetzung von Höchst-
preisen für Fleisch nicht gedacht würde. 2 Tage später wollte der Ober-
bürgermeister wegen der immer noch steigenden Preise Höchstpreise fest-
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