Full text: Die Kriegswirtschaft in Stopl 1914-1919.

schaftlichen Verein“, aber wir wissen, daß es sich im wesentlichen um den 
gleichen Personenkreis handelt wie beim Kreisausschuß. In einer „Ent- 
schließung“ dieses Vereins vom 9. 11. 15 kamen denn auch dieselben 
Anschauungen zu Tage wie in dem Getreidestreit: „man könne den 
Standpunkt des Oberbürgermeisters um so weniger verstehen, als gerade 
jetht der Landkreis der Stadt durch Uebernahme ihrer Brotversorgung 
einen unschätzbaren Dienst geleistet habe“. 
Gerade in jenen Tagen wies die Molkerei darauf hin, daß ihre täg- 
liche Butterausbeute von 5 auf 4 Ztr. zurüchgegangen sei und bald nur 
noch 2 Ztr. betragen werde, sodaß die Stadt gut daran täte, ihren But- 
terbedarf bei anderen Molkereien zu dechen! Da ein solcher Tiefstand 
von 2 Ztr. täglich auch in den schlechtesten Kriegszeiten nie erreicht wor- 
den ist, dürfen wir wohl einen inneren Zusammenhang zwischen jener 
„Entschließung“ und dieser Mitteilung der Molkerei als gegeben an- 
nehmen. 
Am 25. 10. 15 hatte das stellvertretende Generalkommando in Dan- 
zig Höchstpreise für Butter festgesetzt, und am 30. 10. mußte zum ersten 
Mal auf dem Markt die Butter nach diesen Preisen verkauft werden. 
Es gab bei den Perkäufern begreiflicherweise eine peinliche Ueberra- 
schung; wenn man einer Zeitungsmeldung glauben kann, sollen sogar 
Tränen geflossen sein, und von vielen Verkäufern wurde gedroht, den 
Markt in Zukunft nicht mehr zu beschicken. Am gleichen Tage ging 
bereits ein Telegramm des Zegierungspräsidenten ein, des Inhalts, daß 
die Verfügung des Generalkommandos für Stolp keine Geltung habe, 
daß aber die Stadt schleunigst Höchstpreise festsetzen müsse. 
Das geschah durch eine Verordnung vom 3. 11. 15. Als Ergebnis 
konnte der Magistrat nach Köslin melden, daß die GButterversorgung 
durch sie keine Aenderung erfahren habe. Sobald allerdings der Magi- 
strat versuchte, von auswärtigen Molkereien (Birbowm und Gumbin) But- 
ter zu beziehen, mußte er die Erfahrung machen, daß sie nur zum Stek- 
kiner Großhandelspreis verkaufen wollten, der wesentlich über dem Stol- 
per Höchstpreis lag. Erst auf eine entsprechende Mitteilung hin fand 
sich der Landrat bereit, auch für den Kreis Stolp eine Höchstpreisverord- 
nung zu erlassen. 
Die Hoffnungsfreudigkeit des Magistraks, die noch der Bericht vom 
6. 11. bewiesen hatte, ließ bald nach, als die weiteren Wirkungen der 
Höchstpreise sich geltend machten: die Butterlieferungen wurden nämlich 
immer geringer und gleichzeitig das Verlangen nach Butler im Publi- 
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