50 Das Denische Reih und seine einzelnen Glieder. (März 18.)
ihm im Kampfe befinde. Was bedeute eine Quarantaine von 10 Tagen?
England habe sich vollständig gegen Dänemark abgesperrt, Amerika schließe
sich hermetisch gegen fremdes Vieh ab; denn der Zoll betrage 33½ PéCt.
des Wertes. Aus Oesterreich sei die Maul= und Klauenseuche nach Bayern
eingeschleppt worden, aus Rußland durch die Gänseeinfuhr die Geflügel-
cholera und andere Seuchen. Die deutschen Städte könnten auch ohne die
5 Millionen russischer Gänse bestehen. Durch die bayerischen Ochsen sei
die Seuche nach Preußen eingeschleppt worden, weil in Bayern die Grenz-
sperre nur lax gehandhabt werde. Eine Anstalt für wissenschaftliche Unter-
suchung der Seuchen wäre sehr wünschenswert. Auch die Einfuhr von
geschlachtetem Vieh müsse kontrolliert werden Bei zu kurzer, etwa nur
sechstägiger Quarantaine setzen wir uns der Gefahr aus, daß unsere Qua-
rantaineanstalten Seuchenbrutstätten werden. Nach dem Bericht über das
Schlachthaus in Kiel sei die Tuberkulose unter den dänischen Rindern sehr
srarr verbreitet. Das schöne schleswig-holsteinische Vieh sei dadurch schon
infiziert.
Landwirtschaftsmin. Frhr. v. Hammerstein: Die Vermehrung
der Viehseuchen sei zum Teil auf die außerordentliche Steigerung des Ver-
kehrs und des Handels zurückzuführen; andrerseits aber habe die Erweite-
rung der Verkehrsmittel auch große Vorteile für die Landwirtschaft. Selbst
die schärfsten Maßregeln gegen die Seuchen würden die unliebsame Folge
des Verkehrs nicht beseitigen. Die Regierung thue das Möglichste durch
Quarantainen, Einfuhrverbote 2c. Für einen Abgeordneten sei es sehr
leicht, Behauptungen aufzustellen, die nicht zu erweisen seien, die Staats-
regierung aber müsse sehr vorsichtig sein und könne nur auf Grund unbe-
zweifelbarer Thatsachen mit Absperrungen gegen fremde Staaten vorgehen.
Die Veterinärpolizei werde jetzt stramm und fest gehandhabt, um unsere
Biehbestände immun zu erhalten. England sperre sich zwar gegen leben-
des Vieh ab, aber geschlachtetes Vieh werde aus Amerika und Australien
in Massen ohne wesentliche Kontrolle eingeführt. Die Behauptung, Däne-
mark sei durchaus verseucht, sei völlig unrichtig und zwar auf Grund der
offiziellen Thatsachen. Ebenso wenig seien Beweise dafür zu erlangen, daß
Bayern die Veterinärpolizei gegen Oesterreich lax handhabe; auch die Frage
bezüglich der holländischen Einfuhr und ihrer Veterinärkontrolle sei in
keiner Weise gelöst. Herr v. Mendel stelle Behauptungen über die Tuber-
kulose auf, die der Wissenschaft absolut nicht entsprächen; so sei die direkte
Uebertragbarkeit noch gar nicht festgestellt. Eine Untersuchung des einge-
führten Fleisches sei übrigens geplant. Der Frage einer Impfung der
Schweine wende die Regierung ihre regste Aufmerksamkeit zu, über die
zwangsweise Impfung seien aber die Ansichten der Landwirte sehr geteilt.
An den Landwirtschaftsminister träten täglich die widersprechendsten An-
träge heran, über die wichtigsten Fragen seien die Landwirte sehr geteilter
Meinung; so namentlich über die Einfuhrverbote. Durch polizeiliche Maß-
regeln könne man keineswegs alle Seuchen verhindern.
18. März. (Bayerischer Landtag.) Abgeordnetenkammer.
Genehmigung von Lokalbahnen.
Die Kammer der Abgeordneten nimmt nach mehrtägiger Beratung
den ganzen Gesetzentwurf, betreffend die Lokalbahnen, an. Der Gesetzent-
wurf beantragt den Bau von 26 neuen Lokalbahnen mit einem Kostenauf-
wande von 24 305 300 -#
18. März. Deutschland stimmt dem englischen Antrage
hinsichtlich der egyptischen Schuldkommission zu, nachdem festgestellt