lichen Verhälinifse ausübt, fortwährend geklagt und obgleich die
wahrhaft bemitleidenswerthe Lage der Familien dürftiger Landwehr-
Männer Berücksichtigung fand, indem auf dem Wege der Gesetz-
gebung für eine, freilich nur spärliche Unterstützung der zurück-
gelassenen unbemittelten Familien Vorsorge getroffen worden ist,
haben sich deiese Klagen wesentlich gesteigert, als in neuester Zeit
auch Landwehren zu dem Zuge nach Baden aufgeboten und da-
selbst Monate lang zur Besetzung des Großherzogthums festge-
halten worden sind. Als endlich am Schluße des abgeflossenen
Jahres die ganze preußische Heeresmacht unter die Waffen gerufen
und also auch die Landwehr ihren bürgerlichen Verhältnißen ent-
rissen ward, sind aus allen Provinzen vielfache Stimmen gehört
worden, daß eine solche Störung aller Privatverhältnisse auf die
Länge nicht haltbar sein könne, und dieser Klageruf kontrastirte
gar sehr mit der Haltung der offiziellen und nicht offiziellen
preußischen Presse, welche die Begeisterung des ganzen Volkes
für die Wahrung dessen, was man damgls die preußische Ehre
nannte, nicht laut genug preisen konnte.
Esscheint also, daß das Landwehr-Jnstitut, sowie es gegenwärtig
in Preußen besteht, erst noch die Feuer-Probe eines längere
Zeit andauernden, durch die Volks-Sympathien nicht
gestützten Kriegs-Verhältnisses bestanden haben müßte,
ehe man es für völlig bewährt halten, und mit vollster Zuversicht
zur Uebertragung auf einen andern Staat bevorworten kann,
Ueberdieß enthält diese Institution in ihrer gegenwärtigen
Gestaltung, obgleich mon die Erfahrungen der Fretheitskriege
möglichst berücksichtigte, doch poch sn manchen Beziehungen Un-
vollkommenheften, die aus der nothwendigen Schonung der
finanziellen Kräfte des Staates und der bürgerlichen Verhältnisse
der Landwehrmänner hervorgehen, daher bei der ersten größeren
Mobilmachung klar hervoxtreten mußten, und wohl erst allmählig
und nur zum Teile bekannt werden dürften.
Allerdings wird durch die allgemeine Wehrpflicht dem Heere
eine große Auswahl für Unteroffiziers-Stellen geeigneter Männer
dargeboten, und es wird auch zur Besetzurg der Landwehr-Offiziers=
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