wegen. Endgültig ist er auch heute noch nicht Leiter der preußi-
schen Politik geworden, sondern nur vorläufig; aber er hat
wenigstens sein gesetzliches Mandat von dem Präsidenten der
verfassunggebenden Landesversammlung erdhalten. Das
Haus hat einen besonderen Staatspräsidenten in der Not-
verfassung abgelehnt; es will alleine regieren und sich dazu
einen Ministerpräsidenten als Geschäftsführer bestellen. In
dem Augenblick, in dem das Gesetz über die vorläufige Staats-
gewalt mit allen gegen die Stimmen der Unabhängigen an-
genommen ist, erbhebt sich Hirsch und legt sein Mandat, das
er „aus der Revolution empfangen“, in die Hand der „ge-
setzlichen Bertreter des preußischen Bolkes“ zurück. Der Präsi-
dent der Landesversammlung bittet jhn, einstweilen weiter
amtieren zu wollen. Herr Hirsch nickt sauertöpfisch und müde.
Es sind ja alles nur Faxen, republikanisches Zeremoniell,
herzlich überflüssig. Der Revolutionsminister, der vor-
läufige Minister, der endgültige Minister: Hirsch hieß er,
Hirsch heißt er, Hirsch wird er beißen, daran zweifelt kein
Mencch.
Ein besonderes Vergnügen istes beute nicht, mit der Preußen-
politik belastet zu sein, und Hirsch ist schon heute so abgearbeitet,
wie nur je einer seiner Vorgänger. Wer seine Kollegen sein
werden, weiß man noch nicht. Hinter den Kulissen wird noch
immer lebhaft „gekuhhandelt“. Ein alter Fortschrittler, Fisch-
beck, bemüht sich eifrig um das Ministerium des Innern, weil
er gar zu gern mal „mit den Landräten Schlitten fahren“
möchte. Für jedes Portefeuille hat man schon ein halb Dutzend
Anwärter. Aber die große Frage, ob nur Sozialdemokxatie
und Händlerdemokratie oder ob auch das Zentrum die Amts-
sessel besetzen solle, ist zur Stunde noch nicht entschieden. Die
„vorläufige“ Staatsverfassung aber ist jedenfalls unter Dach
und Fach.
Die Opposition hat einen Redner nach dem anderen vor-
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