einzeln nach etwa verborgenen Waffen abgetastet worden.
Der Borsitzende eräugt die beiden fremden Kawassen und
fragt sie nach Nam' und Art; der eine, der trotz seiner bürger-
lichen Kleidung einen stämmigen militärischen Eindruck macht,
bekennt sich als Kriminaloberwachtmeister, der andere bringt
vor Verlegenheit kein Wort heraus. Geschickt sind sie von
ihrem Vorgesetzten. Der ist „Staatskommissar für die
öffentliche Sicherheit in Preußen“. Früher hatten wir keinen
solchen Staatskommissar, aber Sicherheit. Heute haben wir
keine Sicherheit, aber einen Staatskommissar.
Mit leiser Heiterkeit wird der Zwischenfall aquittiert, als
der Vorsitzende die beiden Leibwächter, die hier nichts zu
suchen hätten, hinausweist, denn hier im Saale bürge er
selber für Ordnung; sie sollten sich draußen postieren.
Erzberger macht kein erfreutes Gesicht. Nun hat er nur
noch zu seiner Linken einen jungen Geheimrat aus seinem
Ministerium, zu seiner Rechten seinen Anwalt, dem er in den
allerletzten Tagen — helfe, was helfen mag — noch einen
zweiten, einen von der gerissenen Nation gesellt hat. Vor sich
hat er das Gericht, hinter sich das Publikum, weiter rechts
sieht er die Presse, weiter links das Adlerprofil Helfferichs,
dazu dessen Rechtsbeistand und zwei Stenographen; dieses
eine Menschensorte, die der Wortequilibrist Erzberger nicht
immer schätzt, weil sie manches Ableugnen unmöglich machen.
In Spannung und Stille hämmert Helfferichs kurze Er-
klärung hinein, daß er sich zu den in seiner Broschüre „Fort
mit Erzberger!“ zusammengefaßten Artikeln bekenne und den
vollen Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen führen
wolle.
Der Form nach ist er der Angeklagte. Hier im Saale
herrscht keinen Augenblick ein Zweifel darüber, daß er der
Ankläger ist, ein Hutten, der mit seinem „Ich hab's gewagt!“
gegen den Mann vom Leder zieht, den er den Verderber der
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